Weitere Formen niederthermischer Solarenergienutzung

Solararchitektur zum Energie sparen

„Um zu überleben, müssen wir alle Aktivitäten an den natürlichen Rhythmus der Erde anpassen.

Sir Norman Foster

Die passive solare Architektur ist nicht neu, sie wird in allen Teilen der Erde schon seit Jahrtausenden angewandt. Ein Beispiel mag das antike Griechenland vor rund 2500 Jahren geben, das damals ebenfalls in einer Energiekrise steckte. Als Lösung für das Problem des immer knapper und teurer werdende Brennholzes wurde die verglaste Südfläche mit weitüberstehendem Vorbau entwickelt. Sokrates beschrieb dies so: „In Häuser, die nach Süden blicken, dringt die Sonne im Winter durch die Vorhalle bis in die Wohnräume vor und wärmt sie. Im Sommer jedoch hält das Dach der Vorhalle die Sonne ab und spendet kühlenden Schatten.“

Die massigen Mauern und die dicken Platten des dunklen Steinfußbodens saugten sich tagsüber mit Sonnenwärme voll und strahlten diese Nachts wieder ab – womit die ‚Speicherheizung’ erfunden war. Innerhalb nur eines Jahrzehnts setzte sich den neue Baustil bis in die fernste Kolonie durch!

Mann stelle sich daher vor, welche enorme Energieeinsparung an fossilen Brennstoffen der frühe Einsatz optimierter Solarenergiehäuser gebracht hätte. Da Gebäude in der Regel für eine Zeitspanne von 100 Jahren und mehr gebaut werden, hat das weitgehende Fehlen von Energiebewußtsein in der Architektur im 20 Jh. einen beträchtlichen Beitrag zur Umweltzerstörung durch fossile Brennstoffe geleistet.

In unserer Zeit beschäftigt sich die Architektur schon intensiver sowohl mit der passiven also auch mit der aktiven Nutzung der Solarenergie – und es schwirren eine ganze Reihe von Begriffen herum, mit denen diese Bauten beschrieben werden: Sonnenhaus, Energiesparhaus, Passivhaus, Niedrigenergiehaus, Solarhaus, Nullenergiehaus, Plusenergiehaus, energieautarkes Haus, Energie-Überschuß-Haus, Passiv-Energie-Haus, Bio-Solar-Haus, Drei-Liter-Haus usw.

Um die gewaltigen Einsparpotentiale bei der Raumheizung zu realisieren drückt die Bundesregierung 1977, 1984 und 1995 die Grenzwerte im Rahmen von drei Wärmeschutzverordnungen schrittweise nach oben. Insgesamt gelang es der Verordnung den deutschen Heizenergieverbrauch um ein Drittel zu senken. Im Jahr 2000 wird sie von einer neuen Energiesparverordnung abgelöst, die Mitte 2001 in Kraft tritt.

Zu den ersten Solarhäusern gehört das 1974/1975 gebaute Kelbaugh House in Princetown, New Jersey, das über eine Trombe-Wand, eine solare Speicherwand sowie ein Gewächshaus mit außen liegendem Sonnenschutz verfügt. Später wird das Gebäude auch noch mit einer Anlage zur Trinkwassererwärmung ausgerüstet.

Geodätischer Dom als Haus

Geodätischer Dom als Haus

Ein weiterer Vorreiter dieser Technologie war der amerikanische Architekt und Philosoph Richard Buckminster ‚Bucky’ Fuller, der Erfinder der Geodätischen Dome, bei denen die Außenfläche um 38 % kleiner ist als die eines quadratförmigen Gebäudes gleicher Grundfläche. Die Außenfläche der Dome besteht aus Dreiecksegmenten und ist daher besonders stabil. 1991 werden in den USA bereits 1.500 Öko-Dome verkauft – und die bretonische Firma Domespace bietet sogar eine Version an, die auf Kugellagern dem Lauf der Sonne entsprechend gedreht werden kann.

Der 1969 als erster Architekt überhaupt für den Nobelpreis nominierte Fuller dachte aber auch in größeren Dimensionen: Einer seiner Pläne sah vor, Manhattan auf einer Kreisfläche von zwei Meilen im Durchmesser zu überkuppeln. Die Oberfläche dieser Glaskuppel – ein riesiges Solarhaus also – hätte wenig mehr als ein Prozent aller Gebäudeflächen betragen, die unter ihr Platz fanden. Dadurch wären die Energieverluste dieser Gebäude auf einen Wert reduziert worden, der nach Einschätzung Fullers den Kosten des Schneeräumens im Winter gleichkam…

Eine besondere Würdigung erfuhr ‚Bucky’ posthum, als die US-Post eine Briefmarke herausgab, die hier unbedings abgebildet werden muß – beinhaltet sie doch so manche futuristische Entwicklung Fullers, der im übrigen auch lange Jahre Vorsitzender von MENSA war, dem Verein all jener, deren IQ über 130 beträgt, und dessen Mitgliedschaft ich mich ebenfalls rühmen darf.

Doch auch die sogenannten Intelligenten Gebäude sollen hier Erwähnung finden, da sie neben einer netzwerkartigen Steuerungsstruktur oftmals auch eine aktive und passive Sonnenenergienutzung beinhalten. Die ‚intelligente’ Haustechnik steuert über Sensoren und Prozessoren alle Leuchten, Jalousien, Heiz- und Klimaanlagen. Schon 1992 werden im Rahmen einer Entwurfswerkstatt an der TU-Berlin an diesen Systemen der ‚wohltemperierten Architektur’ gearbeitet. Besonders mit drei neuen Technologien beschäftigt man sich dort: mit der passiven Klimazirkulation, der veränderbaren Gebäudehüllen (verschiebbare Fassaden) und dem photovoltaischen Glas, das sich bei Bedarf verfärben kann. Eine Gruppe unter dem Londoner Architekten entwickelt im Windkanal ein Haus in Eiform, das seine saubere Luft aus einer Grünanlage von unten zugeführt bekommt, während die Stromlinienform des an der Spitze offenen Hauses den Luftsog zur Entlüftung unterstützt. Die zweischichtige Hülle reguliert die Wärme der Sonneneinstrahlung durch ein verzweigtes Kammersystem. 1999 bekommt ein internationales Forscherteam 1,5 Mio. DM aus EU-Mitteln, um damit eine softwaregesteuerte ‚vorausschauende Heizungsregelung’ zu entwickeln, die das kurzfristige Wettergeschehen im voraus erfassen und darauf reagieren soll.

Haus der Zukunft in Holland

Haus der Zukunft

In nur neun Monaten wird 1993 in einem Vergnügungspark im südholländischen Rosmalen ein Prototyp des ‚Hauses der Zukunft’ von Chriet Titulaer und dem Architekten des Amsterdamer Opernhauses Cees Dam errichtet. Man integriert etwa 100 km Kabel, um alle Sensoren und Manipulatoren sowie das gesamte Informationssystem des Hauses miteinander zu vernetzen.

Allerdings muß jeder Hausbewohner oder -besucher stets einen Chipsender mit sich tragen, damit das Haus die Positionen der Menschen in seine Rechenoperationen miteinbeziehen kann. Dafür braucht man kein Toilettenpapier mehr, sondern wird auf der Toilette von hinten abgespült und mit warmer Luft trockengefönt. Solarzellen für das Elektroauto und Solarkollektoren für die heiße Dusche gibt es natürlich auch noch, ein sich automatisch öffnender, trichterförmiger Sonnenschirm fängt gleichzeitig das Regenwasser für die Toilettenspülung und den Rasensprenger auf. Kostenpunkt des Hauses: etwa 10 Mio. DM.

Zum Bereich der passiven Solararchitektur gehören außerdem natürlich auch noch Gewächshäuser – aber auf diese bin ich weiter oben ja schon separat eingegangen. Ebenso wurde auch das Thema der solaren Kühlung separat behandelt (s.d.). Bevor wir einige Sonnenhäuser nun im einzelnen betrachten, noch ein kleiner Tip für den Praktiker: Schon der einfache Glasanbau vor einer Fensterfront reduziert die benötigte Heizenergie um etwas 15 % – allerdings sollten sich stets ca. 25 % der großflächigen Verglasungen auch öffnen lassen, damit die Innentemperatur im Hochsommer nicht übermäßig ansteigen kann.

Sonnenhäuser

Der Begriff Sonnenhäuser wurde hauptsächlich für jene Häuser geprägt, die sowohl ihren Warmwasser- als auch ihren Heizenergiebedarf mit Sonnenenergie decken. Für das mitteleuropäische Klima galt lange Zeit, daß sich die diesbezüglichen Energietechnologien nur unter äußerst günstigen Umständen alleine dazu in der Lage sind, den Gesamtwärmebedarf zu decken – soll die Sache nicht unerschwinglich teuer werden.

Wenn nun auch noch der elektrische Strom solar hergestellt werden soll, so ist an einem Zusammenschalten mit anderen Systemen (Wärmepumpen, Windräder, Wärmerückgewinnung, Methangas usw.) kaum vorbeizukommen… und die architektonische Zielprojektion ist dann auch eher das energetisch völlig autarke Haus.

Die bisher gebauten Sonnenhäuser begannen fast alle als reine Sonnenenergienutzer, und entwickelten sich erst mit den steigenden Kosten für Primärenergieträger fossiler Natur zu den komplizierten, z.T. prozessorgesteuerten Gesamtsystemen, die Einsparungen von über 75 % der Heiz- und Energiekosten eines konventionellen Hauses ermöglichen. Allerdings verhinderten die hohen Preise dieser hochwertigen und ausgeklügelten Mehrkomponenten-Sonnenenergiesysteme anfänglich eine breitere Anwendung. Während die kleinen und einfachen Systeme schon gut auf dem Markt abgesetzt werden können, hat die Firma MBB von ihren hochgezüchteten ‚Heliotherm-Anlagen’ (s.d.) im Jahre 1977 beispielsweise nur 25 Stück verkaufen können!

Bereits 1979 nimmt die Freiburger Stadtbau GmbH ein Solarhaus in Freiburg-Tiengen als richtungweisendes Pilotprojekt zur Sonnenenergienutzung in Betrieb. Bei dem deutsch-amerikanischen Demonstrationsprojekt kommen erstmals solare Technologie in einem Mehrfamilienhaus zum Einsatz. Getestet werden unter anderem Vakuum-Röhrenkollektoren von Philips/Stiebel Eltron und Corning Glass Works. Nach 25 Jahren funktioniert die Solarwärmeanlage – bei ununterbrochene Betrieb – noch immer einwandfrei, mit geringem Wartungsaufwand und hoher Ausbeute: Die Solarwärme hat seitdem 65.000 Liter Heizöl eingespart. Nimmt man die Dämm-Maßnahmen hinzu, hat das Solarhaus in den vergangenen 25 Jahren bis 2004 insgesamt 274.000 Liter Heizöl weniger verbraucht als herkömmliche Gebäude aus dieser Zeit!

Inzwischen gibt es eine allgemeine Aufschlüsselung, nach der zwischen vier Kategorien passiver Sonnenenergiesysteme unterschieden wird, welche teilweise oder auch gemeinsam bei Solarhäusern zur Anwendung gelangen. Es sind dies

– die direkte Ausnutzung,

– die thermische Speicherung,

– die thermischen Pufferzonen,

– und die Thermo-Zirkulation.

Bei den späteren Einzelbeschreibungen werden uns diese Kategorien wieder begegnen. Die im allgemeinen bei Niedrigenergiehäusern umgesetzten Techniken lassen sich, der Gesellschaft für Rationelle Energieanwendung zufolge, so zusammenfassen:

  • Kompakte Gebäudeform
  • Besonders hohe Wärmedämmung
  • Hochgedämmte Fenster mit hoher Sonnenenergieaufnahme (passive Nutzung)
  • Temporärer Wärmeschutz der Fenster zu Nachzeiten (gedämmte, dichtschließende Läden)
  • Minderung von Wärmebrückenverlusten durch sorgfältig ausgeführte Anschlussdetails
  • Winddichte Gebäudehülle
  • Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
  • Schnell regelbare, anpassungsfähige Heizsysteme mit hohem Wirkungsgrad
  • Aktive Solarenergienutzung (Brauwasser/Heizungsvorlauf)
  • Transluzente Wärmedämmstoffe im Außenwand- oder Dachbereich
  • Erdkanäle zur Zufuhr von Frischluft bei tiefen Außentemperaturen
  • Wärmepumpen (Erdreich/Grundwasser/Außenluft)

Im übrigen zeigte es sich oft als vorteilhaft Flachdächer zu bauen, da nur so eine exakte Ausrichtung der Kollektoren in jedem Falle möglich ist.

Die Rentabilität steigt mit sich vergrößernder Wohnfläche, im Jahre 1973 galten 300 m2 Wohnfläche allerdings noch als Minimum. Zwischen 1974 und 1977 stieg die Zahl der (einfachen) Sonnenhäuser in den Vereinigten Staaten von nur 250 auf 10.000 Stück an, die Hälfte der Bauherren wurden dabei öffentlich unterstützt. Ziel bis 1985 war es diese Zahl auf 2,5 Mio. zu erhöhen. Inzwischen erprobt man dort (wie in kleinerem Umfang zuvor schon in Jordanien und Kuwait) auch in Hochhäusern den Einsatz von solaren Heiz- und Kühlsystemen.

Es gibt bereits eine Fülle an Material zur Solararchitektur und zu Niedrigenergiehäusern. Ich habe deshalb neben der Beschreibung einiger Vorreiter ein paar repräsentative und marktgängige Sonnenhaus-Modelle ausgewählt, auf die ich nun näher eingehen werde. Wenn man den Eigenbausektor mit einbezieht, ergibt sich selbstverständlich eine noch weit größere Varianz an Umsetzungen der passiven Solarenergienutzung.

Sonnenhaus Aachen

In nur 24 Stunden Bauzeit wird Anfang 1975 bei Aachen ein BMFT-gefördertes Experimentalhaus hochgezogen, Objekt eines Forschungsprogramms der PHILLIPS und der Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke (RWE). Für diesen Versuch wird ganz bewußt ein ‚Haus von der Stange’ gewählt, die direkten Baukosten betragen daher auch nur 200.000 DM.

Weit mehr, nämlich 600.000 DM, soll das Haus nun kosten, nachdem es mit Kollektoren, einer zusätzlichen 24 cm dicken Isolationsschicht, mit Wärmerückgewinnungssystemen für Abwässer und Luft, einer Erdbodenwärmepumpe, einem 42 m3 großen Wasser-Langzeitspeicher, reflektierenden Fensterscheiben, einer Klimatisierung, einer Konvektoren-Luftheizung, einem Luftkühlungssystem für die Sommermonate und schließlich noch besonderen Profilen für die Tür­ und Fensterrahmen ausgerüstet wurden ist. Ein stolzer Preis für (nur) 116 m2 Wohnfläche. Andererseits wird eine konventionelle Heizung nicht mehr gebraucht. Die Kollektoren mit ihrem witterungsabhängigen Wirkungsgrad von 20 % – 61 % haben eine Fläche von 20 m2 – und die abgebbare Energiemenge soll jährlich etwa 14 MWh betragen!

BBC/Okal-Fertighaus

Als der Verkauf dieser Fertighäuser 1975 beginnt, wird nur ein Brauchwasser-Kollektorsystem mitgeliefert (Solarwatt-Anlage), von dem man errechnet hatte, daß es im Sommer 85 %, während der Übergangszeit 65 % und im Winter immerhin noch 20 % des Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung decken würde. Die Mehrkosten betragen nur 6.000 DM. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung stellt die BBC 1976 eine Warmwasseranlage vor, die sich auch in ältere Einfamilienhäuser integrieren läßt. Weiterhin zielt man auf Anlagen zur Raumheizung und -kühlung ab, und zwar im Rahmen multivalenter Heizsysteme (d.h. im Zusammenbau mit konventionellen Heizanlagen). Das Okal-Haus des Typs 117-400, das hier als Beispiel dienen soll, wird daraufhin entsprechend folgender Spezifikationen angeboten:

o        Wohnfläche                                      168,0   m2

o        Fensterfläche                                      24,5   m2

o        Jahres-Energiebedarf                          24,0   MWh/a

o        Kollektor-Anzahl                                 65     St.

o        Kollektor-Fläche (ca.)                          71,0   m2

o        Solarspeicher-Volumen                        8,0   m3

o        Wärmepumpen-Heizleistung                 7,0   kW

o        Wärmepumpen-Leistungsaufnahme       1,9   kW

o        Erdwärmespeicher-Gesamtfläche       210,0   m2

o        Ölkessel-Heizleistung                          16,5   kW

Im Jahr 2003 entwickelt die Dresdner Firma Solarwatt besondere Solarmodule, die auch in moderne Glasfassaden und Dächer integriert werden können. Die neuen, transparenten Module sind so konstruiert, daß sie genug einfallendes Tageslicht hindurchlassen, ohne zu Leistungseinbußen zu führen. Das Konstruktionsprinzip ist einfach – anstatt einer lichtabweisenden Folie wird eine Glasscheibe an die Rückseite des Moduls montiert. Durch die Abstände zwischen den Solarzellen kann nun das Tageslicht hindurchdringen. Die Verbund-Doppelscheibe gibt den Modulen zudem eine erhebliche Stabilität. Aufgrund der rahmenlosen Konstruktion und einer Teillichtdurchlässigkeit von ca. 18 Prozent sind die Module besonders geeignet für Dachintegrationen, Verschattungsanlagen, Verglasungen, Überdachungen und Vorhangfassaden (s.u.).

Freiburger Solarhaus

Solarhaus Freiburg

Solarhaus Freiburg

Im August 1991 beginnt unter Federführung des ISE der Bau des bundesweit ersten energieautarken Solarhauses ohne jeden Anschluß an die örtliche Energieversorgung. Das Haus mit einer Wohnfläche von 145 m2, das ein Kreissegment als Grundriß hat, entsteht im Rahmen eines EG-Projektes und besitzt eine transparente Wärmedämmung, auf die ich weiter unten noch ausführlicher zu sprechen komme. Die langgestreckte Südseite korrespondiert mit einer geringen Gebäudetiefe. Installiert werden ferner automatische Rollos zur Abschattung im Hochsommer, xenongefüllte Dreischeibenfenster, ein Warmwassertank mit 1.000 l Inhalt, ein Wärmetauscher und ein spezielles Lüftungssystem. Auf dem Dach befinden sich 36 m2 Solarzellen (4,2 kW) sowie 15 m2 Solarkollektoren für den Warmwasserbedarf, die mit rückwärtigen Spiegeln einen Weltrekord für Flachkollektoren erreichen: 300°C Stillstandstemperatur. Als Heizreserve wird außerdem ein bei Solarhäusern bislang einmaliges Wasserstoff-Brennstoffzellen-System integriert, wobei der Wasserstoff über einen Elektrolyseur durch den hauseigenen Solarstrom hergestellt wird. Die thermische Nutzung der Sonnenenergie deckt etwa 90 % des Heizenergiebedarfs.

Im Sommer 1993 wird der Bau beendet. Während man 1991 bei den Baukosten von 1,4 Mio. DM spricht, wobei das Technik-Inventar mit rund 800.000 DM zu Buche schlägt (zu ¾ aufgrund des Wasserstoff-Systems), wird 1993 schon ein Betrag von mehr als 5 Mio. DM als Gesamtkosten angegeben, von denen das BMFT 4,5 Mio. DM trägt.

Im Winter 1994/1995 kommt das Haus ohne jeglichen zusätzlichen Einsatz von Heizenergie aus.

Terhorst-Haus

Drehbares Terhorst-Haus

Terhorst-Haus

Der Architekt Theddo Terhorst aus Rheine baut 1992 im dortigen Technologiepark ein pyramidenähnliches und 180 t schweres Solarhaus, das sich mit der Sonne dreht. Das Haus steht auf einer Betonplatte, unter der kreisrunde Schienen verlegt sind. Die Sonnennachführung erfolgt durch ein 20 Watt Motor im Keller des Hauses. Auf dem Dach sind 18 m2 Solarzellen  und -kollektoren installiert und an allen vier Hausecken sind Wintergärten integriert, die viel natürliches Licht und wohlige Temperaturen auch im Winter garantieren. Kostenpunkt des 153 m2 Solar-Drehhauses mit seinen vier Etagen (inkl. Keller): 550.000 DM. Das Schlafzimmer befindet sich übrigens unter der verglasten Spitze der Pyramide, wodurch man ganz im Sinne des Wortes ‚unter dem Sternenzelt’ einschlafen kann.

1993 sind bereits vier Nachfolger geplant: in Hude/Niedersachsen, in Bielefeld und im süddeutschen Raum.

Heliotrop Haus

Drehbares Heliotrop-Haus

Heliotrop-Haus

Ein weiteres drehbares Solarhaus entsteht 1994 in Merzhausen bei Freiburg.

Das Ökohaus mit dem Namen ‚Villa Sonnenschein’, das sogar 5- bis 6-fach mehr Strom produziert, als es zu seinem eigenen Verbrauch benötigt, dient seinem Erbauer und vielfach ausgezeichneten Öko-Architekten Rolf Disch als Wohnhaus und Werbefläche in Litfaß-Gestalt.

Das Gebäude ist sechseckig, 22 m hoch, hat einen Durchmesser von 10,5 m, eine begrünte Dachterrasse mit Regenwasser-Sammelanlage und besitzt zu diesem Zeitpunkt mit 10 kW die größte zweiachsig sonnennachgeführte PV-Anlage Baden-Württembergs.

Außerdem ist eine Vakuumröhren-Kollektoranlage integriert. Der Hausdreh-Motor verbraucht 120 W.

Angeboten wird das 240 m2 Helitrop-Haus für gute 750.000 DM, der Prototyp hat allerdings 4 Mio. DM gekostet und wurde durch einen Millionenkredit der Ökobank finanziert.

Ein zweites Heliotrop-Haus wird in Offenburg-Elgersweiler gebaut und als Informationszentrum für Energie und Umweltschutz genutzt. Von Rolf Disch stammen übrigens auch die ‚Övolution’-Konzepte (s.u.).

Biohaus


Unter dem Motto „Wir zeigen, was möglich ist!“ entwickelt der Bauherr Willi Ernst zusammen mit dem Architekten Franz-Josef Huxol ein innovatives Gesamtkonzept. Mit ihrem im November 2004 bezogenen Neubau setzt die Biohaus PV Handels GmbH ein Zeichen in Sachen nachhaltiges Bauen, denn das Nullenergie-Bürogebäude im Paderborner ‚ÖkoPark Dören’ denn es integriert eine Solarstrom-Fassade mit Modulen namhafter Hersteller, ein Solardach in Dünnschicht-Technik, nachgeführte Module und Vakuum-Röhrenkollektoren. Biohaus nutzt das Gebäude zugleich als Solar-Info-Zentrum für Schulungen und Veranstaltungen im professionellen aber auch energiepolitischen Umfeld.

An und auf dem Biohaus-Gebäude sind diverse Photovoltaik-Teilanlagen installiert: Das Solardach mit einer Leistung von 0,62 kW, eine nachgeführte Solarstromanlage mit 2,28 kW, ein dachparalleles Modulfeld mit 2,16 kW sowie die Solarfassade mit 3,33 kW. Hier sind elegante und effektive SunPower-Solarzellen, transparente Zellen der Sunways AG und die 8-Zoll-Hochleistungsphotovoltaikzelle der Q-Cells AG in trauter Eintracht, aber ästhetisch gegeneinander abgesetzt, integriert.

Das Gebäude hat eine Solar-Doppelfassade, durch die ein natürlicher Energieeintrag in das Gebäude sichergestellt ist. Die dem Gebäude vorgesetzte Fassade wirkt hinsichtlich der Wärme- und Lüftungssteuerung als „maurisches Kühlungssystem“, das in mediterranen Regionen häufig anzutreffen ist. In die Fassade integriertes, hoch transparentes Glas optimiert die Energiebilanz, so dass auf Passivfenster verzichtet werden konnte. Die auf einem Erdreich-Sole-Wärmetauscher basierende Hauslüftung ergänzt das innovative Gesamtkonzept und erlaubt den Verzicht auf eine aktive Klimaanlage. Die Solarwärme wird von 4,4 m² Paradigma-Röhrenkollektoren geliefert.

Energetikhaus100

Energetikhaus 100

Energetikhaus100

Am 10. September 2005 stellen drei sächsische Firmen in Freiberg das ‚Energetikhaus100’ vor, bei dem die Sonne auch im Winter mindestens 90 % der Energie für Warmwasser und Heizung liefert und das mit Unterstützung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg entwickelt wurde. Das Gesamtkonzept stammt von dem Bauunternehmen Fasa AG, langjährig erfahren im Bau von Solarhäusern und bei der denkmalgerechten Altbausanierung, und kombiniert mehrere Möglichkeiten, die Sonnenwärme zu nutzen. So sind die optimale Dachform sowie die Ausrichtung und Platzierung der Fenster genau berechnet. Das Solardach und die dazugehörigen Speicher plant und installiert die Freiberger Firma Soli fer Solardach GmbH. Flachs als Dämmstoff senkt Wärmeverluste. Bei den Ziegeln des Ziegelwerks Freital Eder sorgen Mikroporen und ein spezielles Lochbild für gute Dämmeigenschaften der 36 cm dicken Außenwände.

Das ‚Energetikhaus 100’ hat in seiner Basisversion auf zwei Etagen rund 130 Quadratmeter Wohnfläche. Kern des Ganzen ist ein Warmwasser-Pufferspeicher mit 28 m3 Inhalt – der in der zentralen Achse des Gebäudes untergebracht ist. Am Eigenheimstandort ‚Talblick’ in Berthelsdorf bei Freiberg in Sachsen und unter Anwesendheit des sächsischen Umweltministers Stanislaw Tillich erfolgt am 27. April 2006 die feierliche Einweihung des ersten ‚Energetikhaus100’.

Hier wird die Energie für Heizung und Warmwasser zu 95 % von der Sonne geliefert, der Rest kommt von einem Holz-Kaminofen. Hierfür ist das Dach steil nach Süden ausgerichtet (70°) und mit 69 m2 Kollektorfläche bestückt. Herzstück des Gebäudes ist wiederum der 8,50 m hohe saisonale Langzeit-Solarspeicher, der über drei Etagen reicht. In dieser Ausstattung und Größe kostet das Energetikhaus100 schlüsselfertig 210.000 €.