Synthetische Biokraftstoffe
Kraftstoffeigenschaften synthetischer Biokraftstoffe
Es gibt derzeit nur Messwerte aus Pilotanlagen
BtL-Kraftstoff ist frei von Schwefel und Aromaten. Durch die Steuerung des Synthese-Prozesses kann der Treibstoff gezielt auf niedrige Stickoxid- und Rußemissionswerte „eingestellt“ werden. Der Einsatz von BtL-Kraftstoff erfordert keine oder nur geringfügige Änderungen am Verbrennungsmotor und keine speziellen Zuleitungen, was einen Vorteil gegenüber dem Einsatz von Rapsmethylester (Biodiesel) gesehen wird.
Marken synthetischer Kraftstoffe
Biotrol / SunFuel / SunDiesel
Die Begriffe SunFuel und SunDiesel sind eingetragene Marken von Volkswagen. DaimlerChrysler verwendete die Bezeichnung Biotrol. Hersteller dieses Kraftstoffes ist die deutsche Firma Choren Industries.
SunDiesel ist eine wasserklare, ölige Flüssigkeit und frei von Schwefel und Aromaten. Sie ist wesentlich schadstoffärmer als vergleichbare Kraftstoffe (35 – 55 %) und verbrennt unter weniger Ausstoß von Schadstoffen. Der Kraftstoff zeichnet sich durch eine, im Vergleich zu herkömmlichem Diesel, viel geringere Anzahl an verschiedenen im Gemisch enthaltenen Stoffen aus. Diesel hat rund 400, SunDiesel nur etwa 10 Bestandteile. Durch richtige Spezifikation entweder des Kraftstoffs (z.B. durch Anpassung der Dichte) oder auch des Motors, lässt sich eine „genauere“ Verbrennung erzielen, was dann die Emissionen von Ruß, Kohlenmonoxid und auch Stickoxiden reduziert. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Cetanzahl von über 70 (Maß für die Zündwilligkeit; das EU-Mindestmaß beträgt 49).
Geschichte
Mitte der 1990er hatte der Leiter des Deutschen Brennstoffinstituts in der DDR Bodo Wolf die Idee, aus Holz Kraftstoff herzustellen. Unter Kombination des Carbo-V-Verfahrens (dreistufiges Vergasungsverfahren, bei dem Biomasse zu Synthesegas umgewandelt wird, das sich durch Teerfreiheit und geringe Methananteile auszeichnet) mit dem der Fischer-Tropsch-Synthese (großtechnisches Verfahren zur Umwandlung von Synthesegas in flüssige Kohlenwasserstoffe) könnte ein zweistufiges BtL-Verfahren zur Anwendung kommen.
Produktion und Markteinführung synthetischer Biokraftstoffe
In größerem Stil wird die SunDiesel-Produktion bei der sächsischen Firma Choren Industries betrieben. Nach drei Jahren der Forschung an einer Pilotanlage ist 2006 im sächsischen Freiberg die „Beta-Anlage“ angelaufen.
Im August 2005 hat Choren vereinbart, zusammen mit dem Mineralölkonzern Shell die weltweit erste großtechnische Fertigungsanlage für 18 Mio. Litern BtL-Kraftstoff im Jahr zu errichten. Die Anlage wurde im April 2008 fertigestellt und soll in den nächsten Monaten in Betrieb gehen. Dann soll sie Treibstoff zu Kosten von 1,00 Euro je Liter produzieren [4]. Die angepeilte Jahresproduktion von 15.000 Tonnen soll als erste Tankfüllung von neuen Mercedes- und VW-Automobilen ausgeliefert werden.
Ab 2009 ist der Bau einer Großanlage für 400 Mio. Euro in Schwedt geplant, deren Jahresproduktion dann 200.000 Tonnen betragen soll. Die Biomasse soll aus der näheren Umgebung stammen, wodurch indirekt und direkt neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit der anlaufenden Massenproduktion soll der Anteil von GtL (Gas To Liquids: Umwandlung von Erdgas in flüssige synthetische Produkte) von 5% an der Kraftstoffmarke „V-Power“ durch BtL ersetzt werden. Der Anteil soll dann noch vergrößert werden, was Vorteile bei den Auspuffemissionen bringt.
Es wird erwartet, dann zu 0,60 Euro je Liter Treibstoff produzieren zu können und damit in der Größenordnung von Biodiesel aus Raps zu liegen. Der Hersteller plant zudem weitere dieser Anlagen, mögliche Standorte sind u.a. Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.