Silizium-, Solarzellen-, und Solarmodul-Hersteller III
Solarmodul-Hersteller Q-CELLS AG / DEUTSCHLAND (später auch EVERQ GmbH)
Das Ende 1999 gegründete Thalheimer Unternehmen Q-Cells AG nimmt im ersten Halbjahr 2001 mit nur 19 Mitarbeitern die Produktion auf. Der Markteintritt erfolgt dann mit der ersten bedeutenden Investition, einer 12 MW Anlage zur Herstellung von multikristallinen siliziumwaferbasierten Solarzellen. Q-Cells kauft Siliziumwafer ein und bearbeitet sie in verschiedenen Produktionsschritten zu Solarzellen.
Bereits im März 2002 erreicht das Unternehmen die Gewinnschwelle, und Mitte 2002 wird die Kapazität der ersten Fertigungslinie erheblich ausgebaut. 2003 wird eine zweite Produktionslinie in Betrieb genommen (usw.). Der Kapazitätsausbau führt zu einer Steigerung der Produktion von 9,3 MW (2002) über 27,7 MW (2003) auf 75,9 MW im Jahr 2004.
Im Laufe des Jahres 2005 will das Unternehmen seine jährliche Produktionskapazität auf 320 MW ausbauen. Mit der neuen Solarzellenfabrik steigt Q-Cells zu einem der weltweiten Marktführer auf.
Q-Cells startet Anfang Oktober 2005 an der Börse und erreicht durch die Ausgabe der 6,66 Millionen Anteilsscheine Einnahmen von rund 242 Mio. €, nahezu das Doppelte des gesamten Umsatzes von 2004. Die Nachfrage nach der Q-Cells-Aktie liegt um 40 % höher als das Angebot. Mit dem Erlös will Q-Cells seine Produktion ausbauen und Lieferungen von Silizium sichern.
Das britisch-chinesische Internetportal www.enf.cn veröffentlicht Ende 2005 die aktuellen Verkaufszahlen der europäischen Photovoltaik-Hersteller. Demnach ist Q-Cells der mit Abstand größte Zellenproduzent in Europa. Mit einer verkauften Zellenleistung von 11 MW hat sich das Unternehmen im ersten Halbjahr 2005 einen Marktanteil von knapp 55 % gesichert. Danach folgen Schott Solar mit 13,2 %, ErSol mit 9,6 % und Scan Cell mit 8,2 % (über die letztgenannte Firma konnte ich keine Informationen finden). Zellen, die Hersteller in einer eigenen Modulproduktion weiterverarbeiten, sind in dieser Liste nicht mit erfaßt.
Q-Cells AG wird 2005 mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Aufsteiger ausgezeichnet. In den letzten zwei Jahren verdreifachte das Unternehmen seinen Umsatz, die Mitarbeiterzahl wuchs von 200 auf über 700.
2006 ist Q-Cells mit einer Produktionskapazität von 280 MW weltweit die No. 2 im Bereich der Herstellung von mono- und polykristallinen Solarzellen – sehr beachtlich für ein so junges Unternehmen. Neben dem Ausbau des Kerngeschäftes erschließt die Q-Cells AG nun auch neue Geschäftsfelder im Bereich der Dünnschichttechnologien, und investiert 11 Mio. Franken in die Schweizer Startup-Firma VHF-Technologies SA aus Yverdon-les-Bains.
Basierend auf vorangegangenen Forschungsarbeiten des Institut de Microtechnique (IMT) der Universität Neuchâtel hatte VHF-Technologies seit Februar 2000 eine neue Plasmatechnologie entwickelt, mit welcher dünnste Solarzellen aus amorphem Silizium mit einem kontinuierlichen Verfahren (roll-to-roll) direkt auf Plastikfolien abgeschieden werden können. Das Unternehmen ist zur Zeit die einzige europäische Firma, welche flexible Solarzellen erfolgreich zur Marktreife gebracht hat. Die seit einem Jahr unter dem Markenname ‚flexcell’ angebotenen flexiblen Solarzellenfolien haben den Vorteil, 100 mal weniger Silizium zu verbrauchen als Solarzellen aus mono- und polykristallinem Silizium. Sie sind daher vom Wafermarkt völlig unabhängig und können längerfristig sehr kostengünstig hergestellt werden. Durch die Investition wird nun eine neue, auf dem europäischen Markt einzigartige Produktionslinie von 2 MW Jahreskapazität realisiert, was einer produzierten Fläche von 40.000 m2 entspricht.
Q-Cells hat außerdem die Option erworben, im Rahmen der Finanzierung einer mehrfach größeren Produktionslinie seinen Anteil an VHF-Technologies SA auf 51% zu erhöhen.
Ende 2006 will Q-Cells, nach eigenen Angaben inzwischen zweitgrößter Hersteller von Solarzellen, auch in die CIGS-Technologie einsteigen und gründet ein Joint Venture mit der schwedischen Solibro AB. Geplant ist der Bau einer Fabrik in Thalheim mit einer jährlichen Kapazität von 25 bis 30 MW. Für die erste Ausbaustufe will Q-Cells etwa 60 Mio. € ausgeben. Solibro – eine Ausgründung des renommierten Ångström Solar Center der Universität Uppsala – stellt auf seiner Pilotlinie bereits Module mit Wirkungsgraden von 11,5 % her, während unter Laborbedingungen bereits Wirkungsgrade von bis zu 16,6 % bei Minimodulen und 18,5 % bei Zellen erreicht werden.
Ebenfalls 2006 feiert die EverQ GmbH – eine strategische Partnerschaft zwischen dem 1994 gegründeten US-Hersteller Evergreen Solar Inc. (s.o.) und der Q-Cells AG – das Richtfest einer neuen Solar-Wafer-, Solarzellen und Solarmodul-Fabrik in Thalheim. EverQ will mit seiner ‚String Ribbon-Technologie’ jährlich Solarzellen mit einer Kapazität von 30 MW herstellen.
Das Silizium wird hierbei in flüssiger Form bei einer Temperatur von rund 1.400°C verarbeitet. Ähnlich einer Seifenblase bildet das flüssige Silizium zwischen zwei Fäden (Strings) einen hauchdünnen Film, der allmählich abkühlt und auskristallisiert. Auf diese Art und Weise ‚wächst’ der Wafer (Ribbon) aus der Siliziumschmelze. Anders als beim bisher üblichen Sägen von Siliziumblöcken entstehen bei dieser Technologie keine Siliziumabfälle.
Im November beteiligt sich als dritter Partner an EverQ die norwegische Renewable Energy Corporation ASA (REC) mit Sitz in Høvik, der weltweit größte unabhängige Produzent von Solarsilizium und von multikristallinen Siliziumwafern. In diesem Zusammenhang wird ein Liefervertrag geschlossen, der vorsieht, daß REC anfänglich 250 t Solarsilizium pro Jahr an EverQ liefert. Diese Menge deckt laut Q-Cells die Produktionskapazität der ersten Fabrik von EverQ. Darüber hinaus habe sich REC verpflichtet, EverQ erhebliche weitere Mengen an Solarsilizium für den Zeitraum 2007 bis 2014 anzubieten, sobald der Ausbau der Produktionskapazitäten von REC dies erlaube.
Im Oktober 2007 gibt die Q-Cells AG, zu diesem Zeitpunkt größter Solarzellenhersteller Europas, die Schaffung eines Lehrstuhls für Photovoltaik an der Universität in Halle bekannt. Im Wintersemester 2008/09 soll außerdem ein Master-Studiengang hinzukommen.
Die Zahlen vom Februar 2008 bgelegen dann, daß Q-Cells 2007 mit seiner Jahresproduktion 370 MW tatsächlich der weltweit größte Hersteller von Solarzellen gewesen ist – allerdings mit nur geringem Vorsprung vor Sharp Corp. aus Japan bzw. Suntech Power Co. Ltd. aus China (s.o.). Die japanische Kyocera Corp. kommt mit 207 MW den vierten Platz, während der US-amerikanische Hersteller First Solar Inc. mit 200 MW Platz fünf belegt (s.u.).