Insgesamt stabile Entwicklung bei nach wie vor hoher Belastung – Klimawandel ist zusätzliche…
Insgesamt stabile Entwicklung bei nach wie vor hoher Belastung – Klimawandel ist zusätzliche…
Insgesamt stabile Entwicklung bei nach wie vor hoher Belastung – Klimawandel ist zusätzliche Herausforderung
Forstministerin Margit Conrad hat heute den Waldzustandsbericht für 2008 vorgestellt. Der Zustand der Wälder – abzulesen an den Baumkronen – hat sich in Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert, liegt jedoch wie 2007 auf einem besseren Niveau als zwischen 2003 bis 2006. Der Waldzustand muss – ähnlich wie Klimadaten – im Sinne von Trendaussagen über einen längerfristigen Zeitraum betrachtet werden. Extreme Ereignisse wie der Hitzesommer 2003 wirken mehrere Jahre nach“, stellt Forstministerin Conrad fest. Sie weist auf positive Entwicklungen für die Waldböden hin: „Der Erfolg von Luftreinhaltepolitik, naturnaher Waldbewirtschaftung und Bodenschutzkalkung zeigen sich unter anderem in der Verbesserung des Bodenzustandes seit Ende der 1980er Jahre. Wir wollen auch zukünftig alle Möglichkeiten zur Stabilisierung der Waldökosysteme durch forstliche Maßnahmen konsequent nutzen – insbesondere auch im Hinblick auf den Klima-wandel.“ er Anteil der deutlichen Schäden an den Baumkronen ist 2008 um 3 Prozentpunkte auf 31 Prozent angestiegen. Der Anteil an Probebäumen, die keine Schäden zeigten, beträgt 29 Prozent – ein leichter Rückgang. Bei der Fichte und Baumarten wie zum Beispiel Esche und Ahorn hat sich der positive Trend des Vorjahres bestätigt: deutliche Schäden sind rückläufig. Nachdem sich 2007 die Kronenverlichtung bei Buchen und Eichen merklich verbessert hatte, ist 2008 wieder eine Zunahme der deutlich geschädigten Bäume erkennbar.
1. Überblick: Der Wald in Rheinland-Pfalz
Für die gesamte Waldfläche von Rheinland-Pfalz über alle Baumarten und Altersstufen ergibt sich 2008 folgendes Ergebnis:
29% (2007: 31%) der Bäume erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale (Stufe 0), 40% (2007: 41%) der Bäume sind schwach geschädigt (Stufe 1), 31% (2007: 28%) der Bäume zeigen deutliche Schäden (Stufen 2 bis 4) Differenziert nach einzelnen Baumarten:
44% der Fichten erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale 37% sind schwach geschädigt, 19% zeigen deutliche Schäden.
32% der Kiefern erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 48% sind schwach geschädigt, 20% zeigen deutliche Schäden.
17% der Buchen erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 41% sind schwach geschädigt, 42% zeigen deutliche Schäden.
8% der Eichen erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 32% sind schwach geschädigt, 60% zeigen deutliche Schäden.
41% der sonstigen Baumarten erscheinen ohne sichtbare Schadmerkmale, 42% sind schwach geschädigt, 17% zeigen deutliche Schäden.
2. Erhebung: Stichproben an über 11.000 Bäumen
Die Aufnahme des Kronenzustandes erfolgte an 464 Aufnahmepunkten mit insgesamt 11.136 Stichprobenbäumen. Im Rahmen einer Vollstichprobe wurde Bäume auf einer Fläche von 4 mal 4 Kilometer untersucht – dies geschieht alle vier Jahre. In den dazwischen liegenden Jahren erfolgt eine Unterstichprobe im 4 mal 12 Kilometer Raster.Die Vollstichprobe erlaubt Aussagen zum Waldzustand nicht nur für das gesamte Land, sondern auch für die einzelnen großen Waldregionen. Die Schadensentwicklung ist in den einzelnen Regionen unterschiedlich. So weisen die trocken-warmen Regionen – die Tallagen an Rhein, Mosel und Nahe – in der Zeitreihe eine ungünstigere Entwicklung auf als die kühlfeuchten Regionen wie beispielsweise der Westerwald.
3. Bodenzustandserhebung: Auswertung mit positivem Ergebnis
Erste vorläufige Auswertungen der zweiten Bodenzustandserhebung (BZE) von 2006 weisen darauf hin, dass sich der Zustand der Waldböden seit der ersten BZE 1989 verbessert hat. Die Reduktion der Stressquellen Bodenversauerung und Nährstoffverlust ist ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Wälder, auch wenn die Zunahme anderer Stressoren wie Stickstoffdeposition, Ozonbelastung und Häufung von Jahren mit warmen und trockenen Vegetationszeiten einen weiterhin schlechten Gesundheitszustand der Wälder bedingen.
Forstministerin Margit Conrad: „Waldböden reagieren sensibel auf Störungen, die wichtige Funktionen wie etwa die Speicherung des Treibhausgases CO2 beeinflussen können. Es ist deshalb auch aus klimapolitischer Sicht von größter Bedeutung, intakte Waldböden zu erhalten. Die in Rheinland-Pfalz im Staatswald verbindliche und in den übrigen Waldbesitzarten geförderte naturnahe Waldbewirtschaftung trägt durch Kahlschlagsverzicht, bodenschonende Arbeitsverfahren und Erhöhung der Laubholzanteile entscheidend zu diesem umweltpolitischen Ziel bei.“ Die Verbesserung des Bodenzustandes muss auch als ein Erfolg der umfangreichen Bodenschutzkalkungen angesehen werden, die in Rheinland-Pfalz seit 1983 auf 630.000 Hektar Waldfläche durchgeführt wurden. Das Land hat diese Maßnahmen gemeinsam mit dem Bund und der EU seitdem mit fast 60 Millionen Euro gefördert.
Das forstliche Umweltmonitoring umfasst mehrere Komponenten zur Erfassung des Gesundheitszustandes der Wälder. Jährlich gibt es eine Waldzustandserhebung mit Beurteilung des Kronenzustandes. Daneben werden Informationen über den Zustand der Waldböden gesammelt: Im Abstand von 15 bis 20 Jahren wird eine umfangreiche bundes- und europaweit harmonisierte Bodenzustandserhebung (BZE) durchgeführt. Die erste BZE fand im Jahre 1989 statt, in den Jahren 2006 bis 2008 folgten die Außenaufnahmen der zweiten BZE. Die Außenaufnahmen wurden an den 165 Punkten des systematischen 4 x 12 Kilometer-Rasters der Waldzustandserhebung durchgeführt. An jedem Rasterpunkt wurden Boden- und Humusproben für umfangreiche chemische und physikalische Analysen genommen. Aus den Daten werden insbesondere Informationen über den Versauerungszustand der Böden, die Belastung durch Schwermetalle und organische Schadstoffe, die Kohlenstoffspeicherung, die Stickstoffspeicherung und vor allem auch zur Bevorratung mit wichtigen Pflanzennährstoffen abgeleitet.
4. Einflüsse auf den Waldzustand
Klimaextreme bringen Stress für den Wald Der Klimawandel bringt für die Wälder Trockenstress. Aktuelle Klimabetrachtungen gehen überdies von zunehmend häufigeren extremen Witterungsereignissen aus. Was auf unseren Wald zukommen könnte, lässt sich aus den Schäden der Orkane Kyrill 2007 und Emma 2008 im Norden des Landes oder den Folgen durch einen Hagelsturm 2008 im Pfälzerwald erahnen. In den vergangenen 25 Jahren wurden rheinland-pfälzische Wälder bereits fünfmal Opfer von orkanartigen Sturmereignissen. Die Stürme Vivian und Wiebke (1990), Lothar (1999), Kyrill (2007) und zuletzt Emma (2008) haben auch im rheinland-pfälzischen Wald große Schäden angerichtet. Wissenschaftliche Untersuchungen über Sturmschäden im Wald seit 1920 weisen auf einen deutlichen Anstieg der Häufigkeit dieser Extremereignisse hin. Neben den direk-ten Schäden wie Windwurf und Windbruch gibt es auch Schäden, die sich erst in der Folgezeit bemerkbar machen. So können zum Beispiel heftige Sturmbewegungen Feinwurzeln im Boden abreißen und damit die Wasser- und Nährstoffversorgung be-einträchtigen. Ist dann durch nachfolgend fehlende Niederschläge nur wenig Wasser im Boden verfügbar, so geraten diese Bäume noch schneller unter Trockenstress. Sie sind dann auch besonders anfällig für Schadinsekten wie zum Beispiel Borkenkäfer. Auch bei Hagelschäden sind vor allem die sekundären Schäden von Bedeutung. So kann zum Beispiel bei Kiefern über hagelbedingte Rindenverletzungen der Pilz Sphaeropsis sapinea eindringen. Bei der Kiefer führen starke Hagelschäden – anders als bei Buche, Eiche oder Douglasie – daher häufig zum Absterben der Bäume.
Witterung 2008 beeinflusste Waldzustand
In der auch in diesem Jahr wieder sehr warmen Vegetationsperiode mit einem vergleichsweise trockenen Mai und Juni waren erst im Juli und August regelmäßige Niederschläge zu verzeichnen. Diese traten jedoch häufig als lokale Starkregenereignisse in Folge von Gewittern auf. Die Wasserversorgung des Waldes war deshalb 2008 örtlich sehr unterschiedlich. Beeinflusst wurde der Waldzustand im aktuellen Jahr auch durch lokal auftretende Extremereignisse wie Sturm und Hagel. Was auf unseren Wald zukommen könnte, lässt sich aus den Schäden erahnen, die ein schwerer Hagelsturm am 2. Juni 2008 im Forstamt Hinterweidenthal angerichtet hat. Im Südwesten der Ortschaft Merzalben wurden auf einer Waldfläche von etwa 300 Hektar durch den Hagel Nadeln und Blätter sowie Teile der Rinde an Zweigen und Stamm abgeschlagen. Betroffen sind vornehmlich Kiefernbestände mit Beimischungen aus Buche und Traubeneiche sowie Douglasien. Nach den Erfahrungen aus früheren Hagelschäden werden stärker geschädigte Kiefern absterben. Diese Kiefern werden seit Herbst eingeschlagen und vermarktet, um eine Holzentwertung durch Bläuepilze zu vermeiden. Voraussichtlich werden insgesamt bis zu 45.000 Festmeter Schadholz anfallen. Größere Kahlflächen werden nicht entstehen, da die Kiefer hier, wie im Pfäl-zerwald üblich, nicht als einzige Baumart, sondern in Mischung mit Laubbäumen auf-tritt oder zumindest einen Unterstand aus Buche aufweist Die Häufung von Hitze- und Dürreperioden in den letzten Jahren, die zunehmenden Schäden durch Insekten und die Ausbreitung Wärme liebender Schadorganismen wie z.B. die Mistel oder der Zweipunkt-Eichenprachtkäfer sind eine erhebliche Belastung für die Waldökosysteme und sind Anzeichen eines bereits eintretenden Klimawandels. Der Trend der letzten Jahre – eine zunehmende klimatische Belastung des Waldes – scheint sich damit auch 2008 weiter fortzusetzen.
5. Maßnahmen zur Verbesserung des Waldzustands
Erfolge bei der Reduktion von Schwefelverbindungen Trotz der erheblichen Erfolge in der Luftreinhaltung spielen Luftschadstoffe nach wie vor eine wichtige Rolle. Die Belastung durch Schwefelverbindungen und Schwermetalle ist deutlich gesunken. Waren Schwefelverbindungen in den 80er Jahren noch die Hauptursache für Waldschäden, so konnte deren Emission durch eine konsequente Luftreinhaltepolitik um 90% reduziert werden. Analog gingen auch die Schwefeleinträge in Wälder zurück: Mit 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel liegen die Schwefeldioxidkon-zentrationen heute weit unter den Werten der 80er Jahre (30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) und damit nicht nur unter den kritischen Grenzwerten für Waldbäume sondern auch unter denen für die empfindlichen Flechten. Obwohl auch bei den Stickstoffoxiden und bei Ammoniak ein bedeutender Rück-gang der Emissionen seit den 80er Jahren erreicht werden konnte (Stickstoffoxide 58%; Ammoniak 28%), sind die Einträge in die Waldökosysteme immer noch auf ei-nem bedenklichen Niveau. Sie überschreiten nach wie vor die ökosystemverträglichen Schwellenwerte. Auch beim Ozon, das aus Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen ent-steht, ist zwar ein deutliche Reduktion dieser Vorläuferstoffe seit den 80er Jahren zu verzeichnen (-58%), besonders in strahlungsreichen Sommern werden die Schwellenwerte für die Ozonbelastung des Waldes jedoch noch immer deutlich überschritten. Die bisher eingeleiteten Schritte der Luftreinhaltepolitik wie zum Beispiel der Einbau von Entschwefelungsanlagen in Großfeuerungsanlagen sowie Katalysatoren in Kraftfahrzeuge zeigen Erfolg. Der konsequente Wechsel hin zu den klimafreundlichen erneuerbaren Energiequellen ist Voraussetzung für weitere Erfolge bei der Reduzierung von Stickstoffeinträgen und Treibhausgasen.
Naturnahe Waldbewirtschaftung – Stabile Mischwälder sind besser gerüstet Seit Beginn der 90er Jahre wird der Wald in Rheinland-Pfalz naturnah bewirtschaftet. Geschlossene Nährstoffkreisläufe in den Waldökosystemen werden so aktiviert. Durch die schonende und an natürlichen Prozessen orientierte Bewirtschaftung haben sich stabile und laubholzreiche Mischwälder entwickelt. Sie verjüngen sich auf natürlichem Wege und jeder Stamm kann einzeln genutzt werden. Waren die Wälder in den 1980er Jahren noch überwiegend von Nadelholz dominiert, so konnte dieses Verhältnis in nur 15 Jahren zu Gunsten des Laubholzes umgekehrt werden (Laubbäume1987: 47%; 2002: 56%). Fast 80% der Wälder in Rheinland-Pfalz sind heute Mischwälder. Mit den aktuellen Waldschäden kommen naturnahe Wälder besser zurecht. Auch mögliche Folgen des Klimawandels verkraften sie besser wegen der breiten Baumartenpalette und hoher Vitalität. Nur intakte und leistungsfähige Wälder können auch weiterhin wichtige Waldfunktionen wie zum Beispiel den Hochwasserschutz erfüllen: diese Wälder dienen auch als Wasserspeicher. Wälder verfügen über die besten Eigenschaften zur Wasserrückhaltung aller Landnutzungsformen. Dies mildert oder verhindert Überschwemmungen und trägt dazu bei, dass Wasser längerfristig gespeichert und damit für Mensch und Natur verfügbar bleibt.
Holznutzung ist aktiver Beitrag zum Klimaschutz – und hilft auch dem Wald Die Nutzung von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Die Ausrichtung der Waldbewirtschaftung in Rheinland-Pfalz zur Produktion von Wertholz erlaubt die Weiterverarbeitung in hochwertigen und langlebigen Holzprodukten. Hierdurch wird das Treibhausgas CO2 langfristig im Produktspeicher Holz gebunden und die Atmosphäre somit entlastet. Bei der Waldpflege weiterhin anfallendes Durchforstungsholz minderer Qualität kann, sofern nicht für die stoffliche Verwertung nutzbar, als Energieholz und damit als CO2-neutrales Substitut für fossile Energieträger eingesetzt werden. Beides wirkt sich bremsend auf den Treibhauseffekt und damit auch positiv auf die Wälder aus.
6. Konsequenzen und Ausblick
Luftreinhaltung weiter verbessern – nachhaltige Energiepolitik Es sind weitere Maßnahmen geboten, um die Minderungsziele für die Emission reduzierter und oxidierter Stickstoffverbindungen, welche in der EU-NEC-Richtlinie (Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe – National Emission Ceilings) festgelegt sind, zu erreichen. Ziel muss dabei sein, die Belastung der Waldökosysteme in Rheinland-Pfalz für alle Schadstoffkomponenten zu senken. Eine nachhaltige Klimaschutz- und Energiepolitik trägt entscheidend zur Reduzierung der Belastung der Waldökosysteme bei. Die Schwerpunkte der rheinland-pfälzischen Energiepolitik wie Energieeinsparmaßnahmen, Effizienztechnologien und der Förderung von erneuerbaren Energiequellen sind hier wegweisend und werden fortgeführt.
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