Hybridauto im Jahre 2006 II
Hybridauto und Hybridfahrzeug im Jahre 2006 Teil II
Das sehr ästhetische Hybridauto ‚EV 1’ von General Motors, das von zwei Motoren an der Frontachse angetrieben wird, galt lange Zeit als einziges elektrisches Serienfahrzeug. Daß es insbesondere bei den großen Marken keine nennenswerten Angebote gibt, hat eher politische Gründe.
In dem in den USA ebenfalls im September 2006 angelaufenen Film „Who Killed The Electric Car?“ erzählt Regisseur Chris Paine nun die Verschwörungstheorie um die gescheiterte Geschichte des ,EV 1’ von GM. Er gibt vor allem der Mineralöllobby und den Autoherstellern die Schuld daran, dass der 1996 präsentierte Stromer bis zu seinem unrühmlichen Ende im Jahr 2002 nur gut 1.000 Mal verkauft wurde.
An dieser Stelle ist es angebracht, auch einige deutsche, kritische Meinungen zu zitieren. Denn auch im Forschungsinstitut Akasol in Darmstadt denkt man, daß die Entwicklung künstlich verlangsamt wird. Die Industrie sei ganz bewußt vom Elektroauto auf die Brennstoffzelle umgeschwenkt, um Zeit zu gewinnen. Und daß die Brennstoffzelle noch nicht ‚fertig’ sei, ist den Konzernen nur recht, da die Industrie so lange wie irgend möglich am Verbrennungsmotor festhalten will:
„Hätte man all das Engagement, das in den letzten Jahren in Hybrid und Brennstoffzelle geflossen ist, in das Elektroauto gesteckt, dann wäre es längst auf der Straße, und zwar nicht als teures Spielzeug, sondern als Massenmodell eines Großserienherstellers.“
Auch laut dem ADAC habe der Elektroantrieb in den letzten Jahren kaum Fortschritte gemacht. Noch immer gibt es ungelöste Probleme mit der Batteriealterung, ungeklärte Fragen der Entsorgung, hohe Herstellungs- und Ersatzkosten und die Tatsache, daß die Primärenergie nur mit großen Verlusten auf die Straße gebracht werden kann. Dies wird ebenso von der Forschungsabteilung bei Mercedes bestätigt:
„Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge sind interessante Studienobjekte für emissionsfreie Autos, (…) doch bei den heute verfügbaren Batterien dieser Größenordnung gibt es insbesondere hinsichtlich Lebensdauer, Gewicht und Sicherheit noch viele ungelöste Fragen, die noch reichlich Forschungs- und Entwicklungsarbeit erforderlich machten. Einen möglichen Serieneinsatz sehen wir in naher Zukunft nicht.“
Dies deckt sich auch mit der Erfahrungen auf der inzwischen achten Challenge Bibendum 2006 des Reifenherstellers Michelin. Etwa 100 Fahrzeuge zeigen, daß Erd- oder Flüssiggas, Brennstoffzellen, Hybrid- und Elektroantriebe weitgehend alltagstauglich sind. Doch es sieht aus als würde dem Verbrennungsmotor noch lange die Zukunft gehören. Ein ‚Smart’ wird mit Gastanks ausgerüstet, der ‚Saab 9-5’ und der ‚Ford Focus’ fahren mit einem Benzin-Alkohol-Gemisch, das aus Maispflanzen oder Holzabfällen destilliert wird, der ‚Audi Q7’ fährt mit Diesel, den Shell aus Erdgas hergestellt hat, und der Prototyp eines ‚Volvo Kombi V70’ verträgt gleich mehrere Kraftstoffe und kann wahlweise mit Benzin, Bio-Ethanol, Erdgas, Bio-Methan oder ‚Hythan’ (10 % Wasserstoff, 90 % Methan) betrieben werden.
Die Elektroenergie wird dagegen fast nur noch im Rahmen von Hybrid-Konzepten eingesetzt, wie bei den Produkten von Honda und Toyota. Nun soll es auch bald bei Smart, Peugeot und Citroën die Kombination aus Diesel und Elektromotor geben. Außerdem gibt es inzwischen auch sogenannte Micro-Hybride, wie sie Zulieferer Valeo oder Ford im Fiesta vorstellten. Sie helfen dem Motor beim Anfahren und schalten das Aggregat etwa an der roten Ampel automatisch ab. Das Einsparpotential im Stadtverkehr beziffern die Entwickler mit bis zu 15 %.
Mitte 2006 veröffentlicht Audi seine Studie ‚R-Zéro’ der Studenten Rémi Marchand, Franck Levivier und Pierre-Olivier Wagner von der Design-Schule ISD France. Gespeist von Lithium-Ionen-Batterien, die den Platz eines Mittelmotors einnehmen und zusammen mehr als eine Tonne wiegen, verhelfen vier Radnaben-Elektromotoren mit einer addierten Motorleistung von 1.091 PS dem etwa 2,2 t wiegenden Boliden zu einer Beschleunigung auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden – und zu einer Höchstgeschwindigkeit von 460 km/h. Auch wenn der Wagen nur geringe Chancen auf eine Verwirklichung hat, so ist es dennoch schön anzusehen, was man potentiell mit ein paar Quadratmetern Solarzellen zum Nachladen der Batterien alles anstellen könnte…