UN-Klimakonferenz in Posen: Gesucht sind neue Klimaschutzinstrumente für Entwicklungsländer

UN-Klimakonferenz in Posen: Gesucht sind neue Klimaschutzinstrumente für Entwicklungsländer

Berlin –

UN-Klimakonferenz in Posen: Gesucht sind neue Klimaschutzinstrumente für Entwicklungsländer

Öko-Institut präsentiert auf Side-Events Vorschläge für die Fortentwicklung des CDM und stellt Optionen für die Ausgestaltung neuer Instrumente vor

Wie lassen sich Entwicklungsländer künftig verstärkt in die internationalen Bemühungen zum Schutz des Klimas einbinden? Und welche Instrumente sind dafür geeignet? Dies ist einer der zentralen Themenkomplexe auf der 14. UN-Klimakonferenz im polnischen Posen, die am heutigen Montag, 1. Dezember beginnt. Zur Diskussion steht dabei auch die Wirksamkeit des so genannten Clean Development Mechanism. Er ermöglicht Industriestaaten und Unternehmen, einen Teil ihrer Reduktionsverpflichtungen nicht zu Hause, sondern über die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern zu erfüllen. „Grundsätzlich ist der CDM ein sinnvolles Instrument“, urteilt Lambert Schneider, Experte für internationale Klimapolitik am Öko-Institut. „Global betrachtet erzielt er jedoch keine Emissionsminderungen, sondern ist im besten Fall ein reines Nullsummenspiel für die Atmosphäre. Das sollte sich in einem künftigen Klimaregime ändern!“

Für jede Tonne CO2, die in einem Entwicklungsland durch ein Klimaschutzprojekt eingespart wird, darf ein Industriestaat bisher genau eine Tonne CO2 vor Ort wieder mehr auszustoßen. „Alternativ wäre es jedoch auch möglich, nur noch einen Teil der eingesparten Emissionen mit einer Emissionsgutschrift anzuerkennen“, schlägt der Wissenschaftler vor. „Wird es künftig zum Beispiel für zwei vermiedene Tonnen CO2 nur noch eine Gutschrift über eine Tonne geben, würde das Klima effektiv gewinnen.“ Die Auswirkungen einer solchen Weiterentwicklung des CDM werden die WissenschaftlerInnen des Öko-Instituts auf der UN-Klimakonferenz in Posen im Rahmen eines Side-Events am Donnerstag, 4. Dezember vorstellen.

Bereits vor gut einem Jahr hatte eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF für Wirbel gesorgt, weil sie gewaltige Probleme bei der Umsetzung des CDM in der Praxis aufdeckte. Lambert Schneider reklamierte schon damals erheblichen Reformbedarf und zeigte Wege auf, wie bestehende Mängel behoben werden könnten. Sie zielen unter anderem auf eine schärfere Kontrolle bei der Zertifizierung der CDM-Projekte ab. Denn es muss nachgewiesen werden, dass die Projekte ohne die Einnahmen aus dem Verkauf von Emissionsgutschriften nicht verwirklicht worden wären. Andernfalls würden Gutschriften für Maßnahmen ausgestellt, die sowieso umgesetzt werden und damit nicht zusätzlich Emissionen reduzieren. Dieser Nachweis der Zusätzlichkeit wird in der Praxis aber häufig nicht sauber erbracht.

Neben dem CDM werden auch neue Instrumente diskutiert, wie Entwicklungsländer effektiver in ein künftiges Klimaschutzabkommen eingebunden werden könnten. So hat die EU die Einführung freiwilliger sektoraler Minderungsziele vorgeschlagen. Danach würden die betroffenen Staaten zunächst in einzelnen Sektoren freiwillige Reduktionsziele annehmen, beispielsweise in Sektoren, wo Emissionsminderungen strukturell einfach oder kostengünstig erreicht werden können. Werden diese Ziele übererfüllt, erhalten die Staaten nach dem vorgeschlagenen Konzept Emissionsgutschriften, die sie auf dem Weltmarkt verkaufen könnten. „Das wäre ein starker finanzieller Anreiz“, bewertet Martin Cames, Experte für Energie Klimaschutz am Öko-Institut, diesen Ansatz positiv.

Wissenschaftler des Öko-Instituts erarbeiten zurzeit im Auftrag des Global Wind Energy Council konkrete Optionen, wie das Konzept freiwilliger sektoraler Ziele praktisch ausgestaltet werden könnte. Zwischenergebnisse der Studie stellen die Experten während der 14. UN-Klimakonferenz in Posen im Rahmen eines Side-Events am Freitag, 5. Dezember vor.

Ansprechpartner:
Lambert Schneider, Öko-Institut e.V., Büro Berlin, Institutsbereich Energie Klimaschutz, Telefon 030/280486-74, E-Mail l.schneider@oeko.de

Martin Cames, Öko-Institut e.V., Büro Berlin, Institutsbereich Energie Klimaschutz, E-Mail m.cames@oeko.de

Weitere Informationen:
A Clean Development Mechanism (CDM) with atmospheric benefits for a post-2012 climate regime. Schneider, L.; Diskussionspapier, 2008. www.oeko.de/oekodoc/779/2008-227-en.pdf

Is the CDM fulfilling its environmental and sustainable development objectives? An evaluation of the CDM and JI. Schneider, L.; 2007. Im Auftrag des WWF www.oeko.de/oekodoc/622/2007-162-en.pdf

www.oeko.de/klima

Side-Events:

CDM reform: CER discount demand-side energy-efficiency improvement (BVEK, Climatenet InWent). The side event will discuss which criteria could be used for discounting of CERs and what would be the impacts on the global CDM market after 2012. Furthermore, focusing on methodological aspects, key challenges to and opportunities for demand-side energy-efficiency improvement will be identified. Donnerstag, 4.12.2008, 19:30 bis 21 Uhr, Wild sheep (BINGO).

Design options for a sectoral crediting mechanism for the power sector post-2012. (Global Wind Energy Council) A presentation of studies by the Energy Research Institute (China) and the Oeko Institute (Germany) conducted for the Global Wind Energy Council and Greenpeace China, exploring the options, challenges and benefits of expanding carbon markets in developing countries Freitag, 5.12.2008, 18 bis 19:30 Uhr, Wild sheep (BINGO)

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