Aktuelle Themen des Jagdwesens
Aktuelle Themen des Jagdwesens
Aktuelle Themen des Jagdwesens
behandelt anlässlich der Gesellschaftsjagd mit Vertretern der Medien am 25. November 2008 im Forstamt Reinhardshagen (Kamingespräch).
1. Wölfe im Reinhardswald
Vortrag zum Thema durch Dr. Norbert Teuwsen (FAL Reinhardshagen)
Kurzfassung:
Der Wolf war einst die am weitesten verbreitete Säugetierart unserer Erde. Im Sozialverband lebend verlassen die Jungwölfe meist im Alter von 10–22 Monaten das elterliche Rudel auf der Suche nach einem Paarungspartner und einem eigenen Territorium. Dabei können durchaus Wanderentfernungen von mehr als 300 km zurückgelegt werden.
Das Nahrungsspektrum des Wolfs ist vielseitig: Aas, Kleinsäuger, Schalenwild (Rehe, Rothirsche und Wildschweine). In der Regel werden die Tiere gejagt und getötet, die sie am leichtesten zu erbeuten sind. Der Mensch zählt nicht zum Beutespektrum eines Wolfes. Die Scheu von Wölfen vor dem Menschen ist nach wie vor groß – und selbst Spezialisten bekommen sie selten zu Gesicht. Die Hauptkonfliktquelle im Zusammenleben von Wölfen und Menschen waren und sind bis heute in vielen Ländern Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere
Derzeit geht man in Europa von einem Wolfbestand von 10.000 bis 20.000 Wölfen, 40.000 in Russland und 60.000 in Nordamerika aus. Genau genommen waren in Deutschland nur etwa 50 Jahre wirklich „wolfsfrei“. Der letzte Wolf in Hessen wurde nachweislich 1841 im Ried erlegt und ist im Darmstädter Museum zu besichtigen.
Derzeit (Stand Sommer 2008) gibt es nur in Sachsen einen nachweislich seit 2000 reproduzierenden Wolfsbestand; darüber hinaus existiert ein Wolfspaar in Südbrandenburg. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis Wölfe sich auch in andere Bundesländer ausbreiten. Die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Wölfe liegt momentan bei 35 bis 40 Tieren. Seine Rückkehr erfolgt natürlich indem er von selbst einwandert.
Begleitendes Konfliktmanagement des Landes
– Die Freude seitens des Landes über die Rückkehr des Wolfes ist uneingeschränkt
– Die Landesregierung plant einen abgestimmten Maßnahmenkatalog und hat bereits einen 1. Runden Tisch am 28.05.08 zum Thema durchgeführt. Die Diskussionen zu einem begleitenden Konfliktmanagement sind damit angelaufen. Einbezogen sind sowohl die Nutzer- als auch die Naturschutzverbände (beispielsweise Verband der Schafzüchter, Landesjagdverband, Nabu etc). Hier sollen langfristig Kooperationen aufgebaut werden.
– Das Land stellt freiwillige finanzielle Hilfen für Nutztierhalter (sowohl Hobby- als auch Vollerwerbshalter) in Aussicht, sowohl im Bereich der Erstattung von Verlusten bei Nutztieren als auch im Rahmen der Prävention (=Verhütung von Schäden an Nutztieren). Darüber hinaus soll die Akzeptanz durch breite Öffentlichkeitsarbeit vor Ort gestärkt werden.
– Das Management (Öffentlichkeitsarbeit, Verifizierung von Wolfsrissen usw.) liegt bei Hessen-Forst – Forstamt Reinhardshagen.
2. Rotwildstrecke / Neues Verfahren Schälschadensaufnahme
4.852 Stück Rotwild wurden im Jagdjahr 2007 / 2008 in Hessen erlegt. (30 Stück weniger als im Vorjhr). In dieser Zahl sind 242 Stück Fallwild enthalten. (58 Stück weniger als im Vorjahr)
Neues Aufnahmeverfahren für Schälschäden im Staatswald
Nach § 26 a HJagdG muss für die Rotwild-Abschussplanung ein Gutachten über die Schälschaden vorliegen.
Mit dem Erlass vom 23. Juni 2008 „Schälschadensbelastung im Staatswald und im betreuten Nichtstaatswald sowie forstliche Gutachten nach §§ 21,26 Abs. 1 und 26 a Abs. 3 HJagdG“ wurde ein neues Verfahren zur Schälschadensaufnahme eingeführt.
Das in zwei Rotwildgebieten (Spessart und Burgwald-Kellerwald) erprobte, neue Verfahren zur Schätzung der Schälschäden an verschiedenen Baumarten wurde 2008 landesweit im Staatswald und im von Hessen-Forst betreuten Kommunalwald eingeführt.
Kurzbeschreibung des Verfahrens:
Die Karte von Hessen wurde für dieses Verfahren mit einem 200 x 200 m Raster überspannt und an den jeweiligen Schnittpunkten geprüft, ob dort Wald existiert. Wenn dies der Fall war, folgte die weitere Prüfung, ob es einen Baumbestand im schälfähigen Alter gibt. Aus der Gesamtheit der so ermittelten „Trefferpunkte“ wurden durch Zufallsauswahl automatisiert die Stichprobenpunkte bestimmt. Die Stichproben wurden vor Ort mit GPS eingemessen und im Gelände sichtbar markiert.
Bei diesem neuen Verfahren werden erstmals mehrere Baumarten aufgenommen, bei dem bisherigen Verfahren hat man sich auf die Baumart Buche konzentriert.
Pro Stichprobe werden 18 Bäume aufgenommen (3×6), diese werden untersucht ob ein Schälschaden vorliegt und wenn dies der Fall ist, wie alt der Schaden ist.
Dies ist an rund 11.000 Punkten im Staatswald und von Hessen-Forst betreuten Kommunalwald in Hessens Rotwildgebieten vollzogen worden. Um eine optimale Transparenz zu schaffen, wurde diese Aufgabe an Unternehmen vergeben. 5% der aufgenommenen Stichproben wurden im Anschluss durch eigene Forstbeamte überprüft.
Die Auswertung dieser Aufnahme läuft derzeit, mit Ergebnissen wird nach Weihnachten gerechnet. Bei der Auswertung werden keine absoluten (revierbezogenen) Werte ermitteln, sondern ein Trend für das gesamte Rotwildgebiet bestimmt. Die örtliche Schwerpunktverteilung des Rotwildes im Rotwildgebiet wird anhand einer sogenannten „Ampelkarte“ (rot, gelb, grün) visualisiert. Hierbei handelt es sich um eine Gebietskarte, die je nach Schälschadensbelastung eingefärbt wird.
Zusätzlich wird von den betroffenen Forstämtern in Absprache mit der Rotwildhegegemeinschaft ein forstliches Gutachten erstellt.
3. Schwarzwild
Mit 50.098 im Jagdjahr 2007/2008 zur Strecke gekommenen Stück Schwarzwild ist gegenüber dem Vorjahr (31.947) eine deutliche Steigerung zu erkennen, auch wenn die Rekordstrecke des Jahres 2001 (rund 73.000 erlegte Stücke) nicht erreicht wurde.
Seit 1984 ist deutschlandweit von einem stetigen Anwachsen der Bestände auszugehen, so dass auch im Jagdjahr 2008/2009 wieder mit einer sehr hohen Jahresstrecke zu rechnen ist. Dies würde jedenfalls die Erfahrungen aus den letzten 25 Jahren bestätigen. Wie in den Vorjahren reißen die Meldungen über erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und auf Grünland nicht ab.
Die Populationsentwicklung wird anhand der Jagdstrecken besonders deutlich: Wurden in Deutschland im Jahr 2001 erstmals über 500.000 Wildschweine erlegt so lag die Strecke in den 60er Jahren bei jährlich noch unter 30.000 Stück. Diese Zahl und deutlich mehr erlegt heute Hessen alleine.
In Hessen wurden 2001 erstmals über 70.000 Wildschweine erlegt. Die Strecke der 60er Jahren lag jährlich bei durchschnittlich 4.000/Jahr. Dies sind 17,5 mal so viele erlegte Wildschweine wie vor 50 Jahren. (2007: 50098 Stück = 12,5 fache).
Die Jagdausübungsberechtigten sind daher weiterhin gehalten, in ihren Bemühungen zur scharfen Bejagung des Schwarzwildes in der erforderlichen Zusammensetzung der Strecke fortzufahren.
Gründe für die steigende Populationsentwicklung
– Das Schwarzwild hat in unserer Region keine natürlichen Feinde. Ihre Vermehrung hängt daher fast ausschließlich von Nahrungsangebot und / oder von dem Auftreten von Krankheiten ab.
– Milde Winter: Die Wildschweine können sich ganzjährig problemlos mit Nahrung versorgen, dadurch haben sie eine deutlich bessere Überlebensmöglichkeit in der kalten Jahreszeit. Langanhaltender starker Frost bedeutet für viele Wildschweine einen natürlichen Tod. Die Population sinkt nach solchen Wintern ab.
– Verbessertes Nahrungsangebot: Die Laubbäume Buche und Eiche zeigen eine erhöhte Fruktifikationtätigkeit. Früher fruktifizierte die Buche etwa alle sieben Jahre, heute finden wir etwa alle zwei-drei Jahre eine Bucheckern-Mast. Das verbessert das Nahrungsangebot für Wildschweine im Herbst und Winter erheblich. Vergleicht man die Streckenliste für das Schwarzwild in Hessen mit den Jahren erhöhter Fruktifikation bei der Buche, so ist auffällig, dass in Jahren nach einer starken Fruchtbildung regelmäßig erhöhte Schwarzwildstrecken folgen. (Tabelle Buchen-Mast und Grafik Buchenmast-Strecke Schwarzwild siehe Anlage 2)
– Veränderte Flächennutzung in der Landwirtschaft: Die kleinbäuerlichen Nebenerwerbs-Landwirt haben in den vergangenen 25 Jahren zum größten Teil ihre Bewirtschaftung eingestellt. Die Flächenbewirtschaftung der Felder hat eine eindeutige Tendenz zu großflächigerem Anbau einer Art. Diese Felder bieten für Schwarzwild in den Sommermonaten ein ideales Einstands- und Nahrungsangebot. Auch der deutlich ansteigende Maisanbau in Deutschland kommt den Wildschweinen zu Gute. Im letzten Jahr hat der Silomaisanbau gegenüber dem Vorjahr deutschlandweit um weitere 6,6 % auf insgesamt 1,44 Mio. ha zugenommen
– Ganzjährige Aufzucht der Jungtiere: Bei intakter Sozialordnung synchronisiert die Leitbache die Paarungsbereitschaft der ganzen Rotte und verhindert die Paarungsbereitschaft von jungen Weibchen à fehlt dieser hormonell gesteuerter Ablauf (durch Unfall, Krankheit, Abschuss können Bachen das ganze Jahr über empfängnisbereit sein. Bei guter Nahrungsversorgung: bereits einjährige (tlw. noch jüngere) Weibchen paarungsbereit
Unfälle mit Schwarzwild:
– Jedes zwanzigste Wildschwein (4,7 Prozent) aus der Jagdstatistik wird in Deutschland im Straßenverkehr erlegt. (DJV)
– Rund 6 % der hessischen Jagdstrecke gehen auf Unfälle mit Wildschweinen zurück (JJ 2007: 2.800 Wildschweine)
4. Brauchbarkeitsprüfung für Jagdhunde (BPO)
Die Bestimmungen über die Feststellung und den Nachweis der Brauchbarkeit für Jagdhunde in Hessen (Brauchbarkeitsprüfungsordnung), wurde im Oktober 2008 vom Präsidium des Landesjagdverband Hessen beschlossen und von der obersten Jagdbehörde genehmigt. Damit wird die alte Vorschrift aus dem Jahre 1986 abgelöst, modernisiert und dem heutigen Wissensstand angepasst.
Die rechtliche Grundlage für diese Prüfung befindet sich im § 28 des hessischen Jagdgesetzes. Hier wird bei der Jagd der Einsatz von „brauchbaren Jagdhunden“ vorgeschrieben. Die jagdliche Eignung der Hunde prüft der Landesjagdverband Hessen ab.
Die neue Richtschnur, an der sich die Jagdhunde in Hessen zukünftig messen lassen, beinhaltet drei wesentliche Neuerungen:
1. Erweiterung der Prüfungszulassung von Hunde
Mit der neuen Regelung hat man den Kreis der zur Prüfung kommenden Hunde erweitert. Nun können auch die Nachkommen von Jagdgebrauchshunden ohne Papiere, sowie Hunde mit ausgestellter Registrierbescheinigung die Prüfung ablegen und als brauchbar anerkannt werden.
2. Veränderung bei den Prüfungsfächern
Die Prüfung wird dem Haupteinsatzgebiet des jeweiligen Hundes angepasst. Ein Hund muss nur noch die Prüfungsfächer absolvieren, die er in seinem Heimatrevier umsetzen kann. Gibt es beispielsweise keinen Teich oder See im Einsatzgebiet des Hundes, so muss der Hund das Prüfungsfach Wasserarbeit nicht belegen. (Mögliche Prüfungsfächer: Allgemeiner Gehorsam, Verhalten auf dem Stand, Leinenführigkeit, Schussfestigkeit im Feld, Schweißarbeit, Bringen von Federwild auf der Schleppe, Bringen von Haarwild auf der Schleppe, Wasserarbeit und Schussfestigkeit am Wasser, Stöberjagd, Baujagd).
3. Prüfung Wasserarbeit auf der Schwimmspur von Stockenten
Die bisherige Prüfungsordnung verlangte, dass der Hund eine ausgelegte tote Ente im Gewässer finden und apportieren kann. Seit Anfang der 90er Jahren wurde von der Jägerschaft immer wieder gefordert, die Prüfung hinter der Schwimmspur der Ente durchführen zu können. Der Hund soll beweisen, dass er Stockenten im deckungsreichen Gewässerrand finden und diese dort rausscheuchen kann. Dieses Können müssen die Hunde im Prüfungsfach Wasserarbeit nun zeigen. Dazu wird eine voll ausgewachsene und flugfähige Stockente am bewachsenen Uferrand ausgesetzt und anschließend der Hund aufgefordert, die Ente zu finden. Sobald der Hund die Stockente aus der Deckung drückt, hat der Hund bestanden und die Prüfung wird beendet. Dieses Prüfungsfach kann auch während der normalen Jagdausübung (Entenjagd) anerkannt werden.
Pressestelle
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