Separation der Biomasse II
Separation der Biomasse II
Das Hauptinteresse besteht noch immer an Treibstoffen – daher folgt nun ein Überblick über die weiteren Aktivitäten auf diesem Bereich im Laufe der vergangenen Jahre.
Der ‚plantanol-diesel’ ist ein weiterer neu entwickelter Kraftstoff für Diesel-Motoren auf der Basis von modifizierten, hoch gereinigten, motortauglichen Pflanzenölen, die durch zündkraftverstärkende und verbrennungsverbessernde Komponenten aufgewertet sind und damit den Einsatz von Pflanzenöl als Kraftstoff ohne motortechnische Umbauten möglich machen. Allerdings muß im Winter und Sommer in unterschiedlicher Quantität normaler Dieselkraftstoff beigemischt werden. Nach sieben Jahren Forschungen und Versuchen mit immer wieder neuen Kraftstoffkombinationen wird das Produkt ab 2004 von dem Handelshaus Runkel in Weiterstadt-Gräfenhausen bei Frankfurt am Main angeboten. Im August 2005 stellt der Darmstädter Omnibusbetrieb HAV – vormals Mendel – seine 30 Linienfahrzeuge auf Plantanol um, und auch der Magistrat der Wissenschaftsstadt beschließt, die Hälfte der 226 Dieselfahrzeuge des städtische Eigenbetrieb EAD auf ‚plantanol’ umrüsten.
Im Juni 2005 zeigen Forscher von der Wisconsin-Universität in Madison einen weiteren Weg, um Dieselkraftstoff aus Biomasse herzustellen, wobei die neue Umwandlungsmethode von Kohlenhydraten in Alkane zweimal soviel Energie erzeugen soll wie die Alkoholherstellung aus Getreide. Alkane sind gesättigte aliphatische Kohlenwasserstoffe, die nur aus C- und H-Atomen bestehen, wobei jedes Atom mit vier anderen verbunden ist und keine Mehrfachbindungen vorliegen. Die flüssigen Alkane der Kettenlänge C7 – C15 werden aus Getreide oder Biomasse freigesetzt und über einen 4-Phasen-Reaktor verstoffwechselt, um die für den Kraftstoff erforderliche Größe zu bekommen. Im Unterschied zur Äthanolherstellung trennen sich die gebildeten Alkane allerdings spontan vom Wasser, weshalb hier weder eine Erhitzung noch eine Destillation notwendig ist. Statt 67 % der Energie werden 90 % gespeichert.
Autofahrer in Austin und rund einem Dutzend weiterer Orte in Texas können seit Anfang September 2005 Biodiesel des bekannten US-amerikanischen Countrysänger Willie Nelson tanken. Den ‚BioWillie’ genannten Treibstoff gibt es in zwei Mischungen: B5 besteht zu 5 % aus Biodiesel, der Rest aus herkömmlichen Kraftstoff, und bei der B20-Mischung liegt der Biodiesel-Anteil bei 20 %. Nelson unterstützt die einheimischen Farmer seit Anfang der achtziger Jahre mit einer eigenen Organisation. Im Dezember 2004 gründet er mit vier Partnern die Firma Biodiesel Venture GP LLC. Den Vertrieb übernimmt die Distribution Drive, eine Tochter der ebenfalls 2004 in Jackson, Mississippi, gegründeten Earth Biofuels Inc., die inzwischen in Dallas, Texas, sitzt. Außerdem aktiv mit dabei ist der Oskar-Preisträger Morgan Freeman. Im Mai 2006 geht Earth Biofuels eine Partnerschaft mit Dr. Miquel Dabdoub ein, Chemieprofessor an der University of São Paulo, Präsident der staatlichen ‚Biodiesel Chamber’ und Leiter des Programms ‚Biodiesel Brazil’ (s.d.). Die neue Earth Biofuels Technology Co. LLC erhält Lizenzen der von Daddoub entwickelten Technologien, um in Nord- und Südamerika Biodiesel-Herstellungsanlagen zu planen und zu errichten.
Der Biodieselverbrauch in Deutschland steigt 2005 um 56 % gegenüber 2004. Hersteller und Händler setzen insgesamt 1,8 Mio. t ab, rund 600.000 t mehr als im Vorjahr. Mit einem Absatzvolumen von fast 1 Mio. t hat sich das Transportgewerbe inzwischen zum größten Kunden entwickelt, wobei die Speditionen und anderen Flottenbetreiber 680.000 t davon an ihren eigenen Zapfsäulen, und 276.000 Tonnen an öffentlichen Tankstellen getankt haben. Der Absatz von Biodiesel für Pkw hat sich 2005 mit 244.000 t dagegen kaum verändert. Für die etwa 1.900 öffentlichen Biodiesel-Tankstellen, die etwa 30 % des Biodiesels in Deutschland verkaufen, sind die Flottenbetreiber damit zur wichtigsten Kundengruppe geworden (insgesamt gibt es derzeit in Deutschland rund 15.300 Tankstellen).
Der Anteil von Biodiesel, Bioethanol und anderen Kraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen liegt 2005 bei 2,2 %. Die Bundesregierung subventioniert Biokraftstoffe über eine Befreiung von der Mineralölsteuer mit einer Milliarde Euro pro Jahr aus der Ökosteuer. Mittelfristig setzt man vor allem auf Biokraftstoffe, die aus fester Biomasse gewonnen werden (BLT).
Ende 2005 meldet die Presse, daß die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel zur Verringerung des Mineralölverbrauchs ab Januar 2007 verbindlich vorgeschrieben werden soll, um bis zum Jahr 2010 einen Anteil von 5,75 % des Kraftstoffaufkommens in Deutschland aus dieser regenerativen Quelle zu decken. Demnach müssen die Mineralölkonzerne, die sich bislang vehement gegen den Treibstoff vom Acker gewehrt haben, ihrem herkömmlichen Kraftstoff einen bestimmten Anteil Pflanzensprit zufügen. Im Gespräch ist zu diesem Zeitpunkt eine Quote von 4,4 % Biozusätze für Diesel- und 2,2 % für Ottokraftstoffe. Gleichzeitig mit der Zwangsbeimischung soll aber auch die Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe abgeschafft werden, was besonders jene Autofahrer hart treffen wird, die auf reinen Biosprit wie Rapsöl umgestellt hatten und bislang 80 Cent pro Liter zahlen. Denn ab 2007 werden ihnen 47 Cent Steuer draufgeschlagen, wodurch der Biosprit dann teurer wäre als zur Zeit das Superbenzin!
Das Bundeskabinett beschließt im März 2006 eine Steuer für Biokraftstoffe ab dem 1. September: für Pflanzenöle 15 Eurocents, für Biodiesel als Reinkraftstoff 10 Eurocents und als Beimischung 15 Eurocents. Ausgenommen ist der Eigenverbrauch der Landwirtschaft. Ab 2007 sollen dann tatsächlich auch die Steuerbegünstigungen für sämtliche Biokraftstoffe entfallen, falls der Bundestag nach der Sommerpause das entsprechende Gesetz verabschiedet.
Der Grünen-Abgeordnete Hans-Josef Fell kritisiert den Regierungsentwurf, da er befürchtet, daß die Märkte für reinen Biodiesel und reines Pflanzenöl nun einbrechen werden und ein Markt für Ethanolkraftstoffe erst gar nicht entstehen kann. Außerdem wird dadurch eine Eigenvermarktung der kleinen und mittelständischen Hersteller unmöglich gemacht. Auch der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), der in den letzten Jahren erhebliche Finanzmittel in den Aufbau eines Marktes für den Biodiesel-Kraftstoff investiert hat, übt Kritik, da bei einer Umsetzung des Entwurfes zahlreiche Biodiesel-Tankstellen schließen müssen. Mit dem Wegfall mittelständischer Abnehmer sind auch die kleinen Ölmühlen, die in den vergangenen Jahren vor allem in Süddeutschland entstanden sind, demnächst der Marktmacht der Mineralölmultis ausgeliefert. Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in Berlin rechnet damit, daß der mittelständische Markt für Biokraftstoffe zusammenbrechen und nun von den Mineralölkonzernen geschluckt werde wird.
Der Bundestag entscheidet dann, den Steuervorteil für Biodiesel und Pflanzenöl bis 2012 stufenweise abzubauen, während die Zumischung ebenfalls stufenweise angehoben wird. Das entsprechendes Gesetz wird im November vom Bundesrat verabschiedet. Ab dem 1. Januar 2007 fahren Deutschlands Autos also mit Benzin, das zunächst einen Mindestanteil von 1,2 % Biokraftstoff enthält – während der Gesamtanteil von Biokraftstoff bei Benzin und Diesel bis 2015 auf 8 % steigen soll. Ähnliche Gesetze werden auch in zahlreichen anderen EU-Staaten verabschiedet.
Auch international kommt einiges in Bewegung. Der BEE schätzt Anfang 2006, daß der energiepolitische Schwenk in den USA, die Abhängigkeit von Ölimporten aus unsicheren Regionen um drei Viertel zu reduzieren, Investitionen von schätzungsweise 30 Mrd. $ für den Bau von rund 900 neuen Biotreibstoffanlagen auslösen werden.
General Motors stellt auf der Sema 2006 in Las Vegas einen mit Pflanzenkraftstoff betankbaren Super-Renner vor. Der ‚eco jet’ präsentiert sich überaus futuristisch, erinnert aber auch ein wenig an gegenwärtige Cadillac-Modelle. Angetrieben wird er von einer mit Biodiesel betriebenen 650 PS Honeywell LT-101 Turbine.
Im Februar 2006 will San Francisco als erste amerikanische Stadt ‚Poop Power’ testen – Energie aus Hundehaufen der etwa 120.000 Vierbeiner. Haustierkot macht mit seinen 6.000 t pro Jahr rund 4 % des anfallenden städtischen Mülls aus. (Im Oktober prüft die Berliner Stadtreinigung gemeinsam mit einem Institut der Humboldt-Universität, ob sich das Pilotprojekt aus den USA auch auf Berlin übertragen läßt.)
Im Mai 2006 legt die South Pacific Applied Geoscience Commission (SOPAC) einen Bericht vor, dem zufolgte Kokosöl – entweder als Extrakt von Kopra oder aus Kokosfleisch – bis zu 50 % der Dieselöl-Importe ersetzen könnte, die bei den elf Inselnationen Papua Neuguinea, Fiji, den Salomonen, Samoa, Vanuatu, den Federated States of Micronesia, Tonga, den Marshall Inseln, den Cook Inseln und Palau jährlich mehr als 800 Mio. $ betragen. Solange das Kokosöl maximal zu 10 % fossilen Brennstoffen beigemengt wird, sind auch keine Motor-Adaptierungen erforderlich. Auf den krisengeschüttelten und zu 70 % von Finanzhilfen aus dem Ausland abhängigen Salomonen-Inseln machen Treibstoffimporte inzwischen ein Drittel der gesamten Importe aus, da in den meisten Siedlungen der Strom mittels Dieselgeneratoren hergestellt wird. Eine Alternative unterstützt die Australian Biodiesel Group, indem der Markt für Kopra stabilisiert werden soll, damit auch die ländliche Bevölkerung die Möglichkeit bekommt, mitzuverdienen.
Ebenfalls im Mai 2006 führt das in Holland ansässige Unternehmen BioKing Inc. seine technischen Klein- und Großanlagen zur Produktion von Biodiesel in den deutschen Markt ein. Durch Produktionskapazitäten von 1.000 bis 12.000 Liter pro Tag und Anschaffungspreisen zwischen 5.000 und 20.000 € ist damit erstmalig jedem die Möglichkeit gegeben, selbst Produzent von Biodiesel zu werden.
Dem Unternehmen ist es gelungen, das Verfahren der Biodieselherstellung auf eine Weise technisch umzusetzen, die es erlaubt auch ohne spezielle Fachkenntnisse einen hochwertigen Biodieselkraftstoff herzustellen. Dabei wird in den optimierten Reaktortanks während der sogenannten Umesterung das im zu verarbeitenden Pflanzenöl vorhandene Glycerin unter Anwesenheit eines Katalysators durch einem Alkohol ersetzt, wozu sich neben Raps- und Sonnenblumenöl auch gebrauchte Öle wie altes Frittenfett verarbeiten lassen.
BioKing Inc. hat im Laufe der vergangenen 15 Jahre auch in verschiedenen Regionen der 3. Welt Projekte zum Anbau der ölhaltigen Pflanzen Jatropha und Pongamia unterstützt.
Einer Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) zufolge, die Mitte 2006 veröffentlicht wird, werden die noch nicht am Markt vertretenen Biokraftstoffe BTL und Ethanol aus Lignocellulose mittelfristig günstiger sein als die derzeit schon verfügbaren Kraftstoffe Pflanzenöl, Biodiesel und Ethanol aus Zucker und Stärke.
Im Forschungszentrum Karlsruhe entsteht im Rahmen des BIOLIQ-Projekts Mitte 2006 eine 25 Mi. € teure Pilotanlage, die aus Stroh, von dem ein Kilo etwa zwanzigmal weniger Energie als ein Liter Erdöl enthält, einen hochwertige Kraftstoffe herstellen wird. Im ersten Schritt wird der Energiegehalt durch sehr rasches Erhitzen auf etwa 500°C (Schnellpyrolyse, Lurgi) und ebenso rasches Abkühlen stark verdichtet, und es entstehen Pyrolyseöl und Pyrolysekoks, wobei diese konzentrierte Mischung aus festen und flüssigen Anteilen (Slurrys) schon so viel Energie wie Kohle oder Rohöl enthält. Im zweiten Schritt entsteht in einem Druckvergaser der Freiberger Firma Future Energy dann ein hochwertiges Synthesegas, aus dem sich wiederum Kraftstoffe herstellen lassen. Das BIOLIQ-Verfahren läßt sich auch auf andere biogenen Abfälle anwenden, wie z.B. die 80 Mio. t organische Trockenmasse, die in Deutschland jährlich anfällt.
Der Mineralölkonzern BP gründet im Sommer 2006 den neuen Geschäftsbereich ‚Biofuels Business’, zu dem auch ein mit 500 Mio. $ ausgestattetes Forschungsinstitut zur Entwicklung synthetischer Biokraftstoffe gehört, die nicht nur aus Pflanzenfrüchten, sondern aus Pflanzenmaterial jeder Art, zum Beispiel Stroh oder Restholz gewonnen werden.
Das Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm bei Potsdam stellt im Juli 2006 nach zweijähriger Forschungstätigkeit eine neu entwickelte Methode der ‚hydrothermalen Karbonisierung’ (HTC) vor, mit der sich jede Form von Biomasse vollständig und schnell in Kohlenstoff und Wasser verwandeln läßt. Die hydrothermale Karbonisierung erfolgt ähnlich wie ein Dampfkochtopf. Im geschlossenen Druckgefäß werden die pflanzlichen Produkte wie Stroh, Laub, Gras, Orangenschalen, Holzstückchen oder Pinienzapfen zusammen mit Wasser und einem Katalysator (Zitronensäure oder ein Eisensalz) unter Druck und Luftabschluß für zwölf Stunden auf 180°C erhitzt. Das Ergebnis ist ein schwarzes Pulver aus porösen Kohle-Nanokügelchen, das direkt verfeuert oder zur Produktion von Benzin, Dieselöl oder anderen Chemikalien genutzt werden kann.
Der Karbonisierungsprozeß verläuft ohne Verlust an Kohlenstoff und exotherm – das Verfahren arbeitet also mit hundertprozentiger Kohlenstoff-Effizienz und liefert selbst noch Energie, das etwa ein Drittel der Verbrennungswärme frei wird: 1 kg Biomasse bildet 500 g Kohle, wobei 1,8 kW/h Energie frei werden. Damit ist die hydrothermale Karbonisierung anderen Methoden zur Energiegewinnung durch Biomasse weit überlegen. Theoretisch ist es sogar möglich, den Verkohlungsvorgang mit Solarenergie anzustoßen – oder ihn früher anzuhalten und eine Art Torf zu gewinnen. Als erste interessieren sich Anwender aus Thailand und Spanien für das Produkt; eine Gemeinde bei Valencia, die durch ihren Zitronenanbau große Mengen an Verschnitt produziere, plant den Aufbau einer Pilotanlage. Außerdem wird an eine Kooperation mit der Harvard-Universität gedacht, wo der Prototyp einer Brennstoffzelle entwickelt wurde, die mit dem Feststoff Kohle Strom erzeugt und hierfür geeigneten Kohlenstoff in Nanopartikelgröße benötigt … also genau das Endprodukt des HTC-Verfahrens.
In Dänemark verfeuert man derweil auch Überschußgetreide aus Schweden zu Heizzwecken – bis heftige Proteste die Regierung veranlassen, auf derartiges ‚Heizmaterial’ eine Zusatzabgabe zu erheben. Das Interesse der Kraftwerke sinkt daraufhin schlagartig auf Null. Trotzdem wird 2006 bereits in 15.000 Biomasseanlagen Getreide verfeuert.
In diesem Jahr ist es auch für deutsche Landwirte wirtschaftlicher, mit Weizen zu heizen, als mit Öl, denn ein Liter Heizöl kostet 60 Cent, während 2,5 kg Getreide (mit dem selben Brennwert) nur 25 Cent kosten. Die Weizenverfeuerung erfordert allerdings eine Sondergenehmigung, denn Getreide ist als Brennstoff nicht zugelassen. Aus diesem Grund einigen sich die Umweltminister der Länder und der Bundesumweltminister im Mai 2006 darauf, die Getreideverbrennung in Kleinbefeuerungsanlagen zu erlauben – trotz schwerer ethischer Bedenken der Kirchen und Hungerhilfsorganisationen. Wahrscheinlich auch, weil manche Forscher die Zahl illegaler Anlagen in Deutschland auf fast 10.000 schätzen. Besonders in Brandenburg wird auch die Nutzung von Roggen als Energielieferant diskutiert
Nach der Ackerschmalwand, einer kleinen, krautigen Blütenpflanze, und dem Reis ist die Westliche Balsam-Pappel (Populus trichocarpa) im September 2006 dann die dritte Pflanze, deren Genom komplett entziffert wird. Insgesamt umfaßt das Pappel-Genom rund 480 Millionen Einzelbausteine mit rund 45.000 Erbanlagen, was für einen Baum relativ wenig ist. Gut vier Jahre haben die Wissenschaftler des Internationalen Pappel-Genom-Konsortiums am Joint Genome Institute des US-Energieministeriums in Walnut Creek, Kalifornien, in diese Arbeit investiert, da sie hoffen, die Informationen auch nutzen zu können um die Bäume genetisch für die Herstellung von Biokraftstoffen zu optimieren.
Nachdem Volkswagen, Audi, Ford und BMW bekannt geben, daß ihre für Biodiesel zugelassenen Modelle nicht ausschließlich Biodiesel tanken dürfen, weil dieser angeblich die Filtereigenschaften moderner Rußpartikelfilter beinträchtige, bietet als erster Hersteller Twin-Tec aus Königswinter bei Bonn ab September 2006 Rußfilterkatalysatoren zum Nachrüsten für den Pflanzensprit an.
Im Oktober 2006 gibt der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroën bekannt, daß in einem Langzeitversuch in Brasilien ein Peugeot 206 und ein Citroën Xsara Picasso je 180.000 km mit einem 30-%igen Soja-Biodiesel als Kraftstoff gefahren sind, ohne daß dabei irgendwelche Probleme an den Motoren aufgetaucht seien. In einer neuen Testserie soll nun die Verwendung von Rizinusöl und Palmöl erprobt werden.
Die Hamburger Firma EVK GmbH stellt im Oktober 2006 eine Technik vor, bei der in einem Spezialreaktor aus 120 kg Restmüllgranulat rund 100 l hochwertiger Diesel gewonnen werden kann. Die SVZ GmbH aus dem ostdeutschen Spreetal macht ihrerseits aus flüssigem und festem Abfall Methanol – das wiederum als Ausgangsstoff für den Biokraftstoff MTBE dient.
In Barcelona fahren zu diesem Zeitpunkt bereits große Teile der Busflotte des öffentlichen Nahverkehrs mit Biogas und Biodiesel, die roten Fahrzeuge sind an ihren Blumenbildern und Slogans leicht auszumachen.
Autohersteller wie Volkswagen setzen verstärkt auf die Erzeugung von Kraftstoff aus Pflanzen und Bäumen und treiben die Forschung voran. Für das sogenannte ‚Sun-Fuel’ können alle Pflanzenteile oberhalb der Wurzel verwendet werden, wodurch der Ertrag bis zu dreimal höher ist als beim Biodiesel, für den nur die ölhaltigen Samen verwendet werden. In Niedersachsen läuft ein Forschungsprojekt, das von VW unterstützt wird und dessen erste Untersuchungsergebnisse im Oktober 2006 vorliegen. Danach können von den 1,45 Mill. t Grünabfälle, die Niedersachsens Kompostieranlagen pro Jahr verarbeiten, rund 210.000 Tonnen als Rohbiomasse für die Spriterzeugung genutzt werden. Die Kosten für die Aufbereitung liegen bei 35 bis 55 € pro Tonne, während es bis zu 150 € kostet, die Grünabfälle zu kompostieren. Die neuste Generation der Biotreibstoff-Anlagen, wie sie zum Beispiel die mittelständische Lurgi AG aus Frankfurt herstellt, bieten mit diesem Verfahren schon eine Kapazität zwischen 40.000 und 250.000 t Biosprit pro Jahr.
Ende 2006 hat Deutschland mit einem Anteil von 3,4 % Biosprit (zumeist Raps-Diesel, s.u.) an der gesamten Kraftstoffversorgung einen Platz in der EU-Spitzengruppe. Fast 1,5 der insgesamt 12 Mio. Hektar Ackerfläche werden zurzeit mit Energiepflanzen bebaut; auf zwei Dritteln dieser Fläche wächst Raps.
Ebenfalls ab 2006 wird im Mittelburgenland der Anbau von Elefantengras (Miscanthus sinensis giganteus) zur Gewinnung von Hackschnitzel-Heizgut angeregt, um es Hausbesitzern zu ermöglichen, das eigene Heizmaterial selbst kostengünstig zu produzieren. Es entstehen keine Pflegekosten und auch Kosten für eine Schädlingsbekämpfung entfallen, da diese wegen des hohen Siliziumgehaltes nicht erforderlich ist. Die Stängel weisen einen großen Kohlehydratanteil auf. Elefantengras ist deshalb dem Holz gleichwertig. Das Erntegut beinhaltet kaum Eiweiß, sodaß beim Verbrennen auch keine Rauchgase entstehen.
Es besonderer Vorteil des anspruchslosen und jährlich nachwachsenden Elefantengras mit seinen 25 Jahren Ertragsfähigkeit ist, daß man es mit einem Feldhäcksler einfach ernten kann, wobei mit einer Stunde pro Hektar gerechnet wird. Da einer Studie zufolge ein Hektar angebautes Elefantengras einen Energieertrag liefert, der 7.000 Litern Heizöl entspricht, kann also das gesamte Brennmaterial für eine komplette Heizperiode in nur einer Stunde vom Feld gebracht werden.
Die Nordzucker AG will in Klein Wanzleben ab Oktober 2007 aus Zuckerrübensaft rund 130.000 m³ Bioethanol produzieren. Marktführer Südzucker kündigt ebenfalls an, eine neue Bioethanol-Fabrik in Belgien bauen zu wollen sowie die bereits bestehendem Anlagen im ostdeutschen Zeitz, in Ungarn und Frankreich auszubauen. Mit dem Schritt in die Spritherstellung reagieren die Konzerne auf ein Urteil der Welthandelsorganisation (WTO). Bislang durften sie die Rüben, die die Bauern über die von der EU festgelegten Quoten hinaus in die Zuckerfabriken lieferten, zu sogenanntem C-Zucker verarbeiten und exportieren. Die drei großen Zuckerexporteure Brasilien, Thailand und Australien verklagten daraufhin die EU wegen Preisdumpings, worauf die WTO den Klägern Recht gab und den Export von C-Zucker untersagte. Während Nordzucker mit 70 Mio. € in Klein Wanzleben zunächst bescheiden startet, will Südzucker 500 Mi. € für die Bioethanolproduktion ausgeben.
Insbesondere in Dürregebieten der 3. Welt sind bestimmte Sorten der Zuckerhirse für die Herstellung von Bio-Kraftstoffen geeignet, deren aus den Halmen gepreßte Saft etwa 15 bis 20 % Zucker enthält. Er kann viel billiger zu Bio-Ethanol fermentiert werden als die Melasse, die bei der Herstellung von Zucker aus Zuckerrohr anfällt, außerdem benötigt die Hirse weitaus weniger Wasser als Zuckerrohr. Ein weiterer Vorteil der Dürre-toleranten Zuckerhirse-Sorten ist, daß sie neben dem Zucker auch Körner für die Ernährung der Menschen liefern. Das indische Forschungs-Zentrum für Hirse (NRCS) hat schon seit langem das Potenzial der Zuckerhirse erkannt und bis Ende 2006 exzellente, sich frei bestäubende Varietäten sowie einige Hybriden gezüchtet. Dabei wurden Pflanzen-Linien mit hohen Zucker-Gehalten aus der Keimplasma-Sammlung für die Hybrid-Züchtung identifiziert, da diese ganze Jahr über wachsen, so daß die Ethanol-Produktionsanlagen gleichmäßig ausgelastet werden können.
In dieser Zeit kommt eine neue Vorgabe der brasilianischen Regierung, wo man sich seit Jahrzehnten auf die Alkoholproduktion konzentriert (s.d.). Das aktuelle Ziel heißt nun Biodiesel, denn ab 2008 sollen 2 % des konventionellen Diesels mit einem Treibstoff versetzt werden, der aus Soja, Rizinus, Erdnüssen, Baumwollsamen und anderen tropischen Ölsaaten gewonnen wird. Die Chancen stehen gut, daß Brasilien auch hier bald weltweite Standards setzt, denn das Land ist weltweit der mit Abstand größte Produzent von nachwachsender Biomasse. Die daraus erwachsenden Chancen erkennt auch die Deutsche Bank: Über einen Fonds übernimmt sie bereits im September 2005 die Mehrheit an Brasil Ecodiesel, dem größten privaten Biodiesel-Produzenten Brasiliens.
Forscher des Tokio-Instituts für Technologien in Yokohama finden heraus, sich daß die chemische Umwandlung von Pflanzenölen zu Treibstoff, bei der üblicherweise große Menschen an Schwefelsäure und Energie benötigt werden, durch den Einsatz von auf über 300°C erhitztem Zucker umweltfreundlicher gemacht werden kann. Ende 2006 berichten sie über den von ihnen entwickelten festen Katalysator, der sich auch aus Speisestärke und Zellulose herstellen läßt.
Anfang Dezember 2006 verlautet aus dem britischen Königshaus, daß Prinz Charles seine Häuser auf erneuerbare Energien wie Holzpellet-Heizungen umstellt und auch plant, seine Autos nur noch mit Biodiesel zu betanken.
Das Interesse an Bio-Kraftstoffen sorgt in China für einen erheblichen Anstieg der Getreidepreise. Die Preise von Mais, Soja und Weizen reichen wegen der Nachfrage chinesischer sowie ausländischer Investoren nach alternativen Treibstoffen an Rekordpreise heran, berichtet die englischsprachige Zeitung China Daily Anfang Dezember 2006. Aufgrund der wachsenden Bedeutung alternativer Energien würden die Getreidepreise sogar weiter steigen, sagen Agrarwissenschaftler voraus. An der Warenbörse im nordöstlichen Dalian legte der Getreidepreis im Oktober und November laut China Daily um knapp ein Fünftel zu und erreichte damit ein Zehnjahreshoch. Anfang 2007 erscheinen Meldngen, denen zufolge die Situation weiter eskaliert.
Bevor ich mich nun mit dem Raps als Deutschlands relevanteste Quelle für Biodiesel – und dem Elsbett-Motor als renommiertestem Motorhersteller für diesen Betriebsstoff beschäftige, noch ein kurzer Blick auf das für die 3. Welt ausgesprochen wichtige Thema Pflanzenölkocher.