Peak oil, Ölfördermaximum

Peak Oil bezeichnet das Ölfördermaximum auf der Erde

Das Ölfördermaximum (oft auch Peak-Oil) bezeichnet den Zeitpunkt, ab dem die Förderrate eines Ölfelds ihr absolutes Maximum erreicht. Dieser Zeitpunkt ist erreicht wenn etwa die Hälfte des förderbaren Öls gefördert wurde. Ölfördermaxima werden auch für einzelne Regionen oder den einzelnen Firmen zugänglichen Feldern berechnet. Das weltweite Ölfördermaximum ist eine wichtiger Zeitpunkt für die weltweite Verfügbarkeit von Rohöl. Es gibt Anzeichen für ein absehbares Erreichen dieses Punktes, während die globale Nachfrage nach Öl kontinuierlich steigt. Ein deutliches Anzeichen ist ein Ausbleiben einer in der Vergangenheit stets beobachteten Erhöhung der Gesamtfördermenge bei expandierender Weltwirtschaft und einer gleichzeitigen Erhöhung des Preises von Öl (Ölpreisverlauf).

Wirtschaftsbereiche, die auf Rohöl bzw. daraus hergestellte Produkte und Treibstoffe angewiesen sind, müssen deshalb auf Dauer höhere Preise in Kauf nehmen, ihren Verbrauch verringern oder effizientere Technologien und andere Rohstoffquellen einsetzen.

Wegen der intensiven Abhängigkeit von rohölbasierten Produkten und Treibstoffen aller Industriestaaten, insbesondere der USA, werden vor allem dort in diesem Zusammenhang Szenarien diskutiert, die ein Einbrechen der weltweiten Versorgung mit Treibstoffen und petrochemischen Produkten prophezeien, in deren Folge die Stabilität der Wirtschaft, politischer Systeme oder der industriellen Zivilisation bedroht würden und denen nur mit radikalen Verhaltensänderungen auszweichen sei.

Einführung

Zentrale Begriffe

Viele Begriffe in der Lagerstättenkunde sind wirtschaftlich bzw. technisch und nicht im engeren Sinne naturwissenschaftlich definiert. Eine Lagerstätte bezeichnet einen Bereich in dem sich ein Abbau schon gegenwärtig wirtschaftlich lohnt oder lohnen könnte und ist zu unterscheiden von einem geologischen Vorkommen von Öl (etwa als Bitumen, Ölsand oder Teersand), welche erst bei weiter ansteigenden Rohölpreisen oder verbesserten Förder- bzw. Verarbeitungsmethoden wirtschaftlich abbaubar sein werden. Ressourcen bzw. Reserven von Öl und anderen Rohstoffen sind sehr stark vom aktuellen Stand der Prospektions- und Fördertechnik wie auch der Verlässlichkeit der statistischen Daten abhängig. Die entsprechenden Buchwerte können im zeitlichen Verlauf erheblichen Veränderungen unterworfen sein. Diesen Zusammenhang zeigt auch die sogenannte statische Reichweite, dem Verhältnis zwischen Reserven und jährlichen Verbrauch. Diese betrug nach allgemein anerkannter Statistik jahrzehntelang unter dem Stichwort Erdölkonstante immer etwa 35-40 Jahre.

Die sogenannte Ausbeutequote bezeichnet den einem Ölfeld wirklich entnommenen Ölanteil. Dieser konnte von 22 % im Jahr 1980 auf Bestwerte von heute etwa 40 % gesteigert werden. Die wichtigste Größe zur Beurteilung des Ölfördermaximums ist die Förderrate, welche die „Fördermenge pro Zeit“ angibt. Kartelle der Ölproduzenten versuchen mit ihren individuellen Förderraten das Angebot auf dem Ölmarkt und damit den Preis zu steuern. Zusammen mit der Ölnachfrage durch alle Ölverbraucher ergibt sich der traditionell in Dollar gehandelte Ölweltmarktpreis, der seit 1869 an Rohstoffbörsen ausgehandelt wird und auch spekulativen Einflüssen unterworfen ist.

Aktivitäten in der Öl- und Gasindustrie werden in „stromabwärts und stromaufwärts“ unterschieden. „Stromabwärts“ findet näher am Verbraucher statt (z.B. das Raffinieren von Rohöl zu petrochemischen Produkten, Verteilung, Marketing usw.) während Exploration und Produktion „stromaufwärts“ stattfinden. Bei der Offshore-Förderung, der sehr kostenintensiven Nutzung von Ölfeldern auf See ist eine möglichst konstante hohe Förderung wichtiger als am Land, wo geringere laufende Kosten anfallen. Reife Onshore Felder (wie sie in der Erdölförderung in Deutschland existieren) haben für gewöhnlich ein breites Fördermaximum und eine lange Förderabnahmephase, Offshore betonte Ölförderländer wie Norwegen zeigen hingegen sehr spitze Fördermaxima und kurze Förderabnahmephasen auf. Preise und Verfügbarkeit von Endprodukten wie Treibstoffe und petrochemische Produkte sind von der Weiterverarbeitung wie auch von politischen Faktoren wie produktspezifischen Steuern abhängig.

Abhängigkeit der Menschheit vom Erdöl

Öl ist eine wichtige Grundlage vieler menschlicher Aktivitäten. Wird die Nachfrage nach Öl nicht durch Einsparungen und den Einsatz von Alternativen reduziert, können nach einem weltweiten Ölfördermaximum dauerhaft sinkende Förderraten bei gleichbleibender Nachfrage zu überhöhten Preisen und damit erheblichen Folgen für die globale Wirtschaft führen.

  • Ein Fass (159 Liter) Erdöl enthält 1700 kWh an Energie. Angewendet in Verbrennungsmotoren mit einem Wirkungsgrad von 20 % entspricht dies einem Äquivalent von 5040 Stunden Feldarbeit.

  • Die Herstellung eines Autos benötigt etwa 20 Fass Öl (entspricht etwa 10 % der Energie, die es während seiner Lebensdauer verbraucht ).

  • Die Herstellung von einem Gramm Mikrochip benötigt 630 Gramm Erdöl, ein 32-MB-DRAM-Chip also 1,6 kg (zuzüglich 32 Liter Wasser) .

  • Die Herstellung eines Desktop PCs benötigt das zehnfache seines Gewichts an Öl und aufgrund der hohen Reinheit und Sauberkeit, die zur Herstellung eines Mikrochips notwendig sind, muss man für die Herstellung von neun bis zehn Rechnern die gleiche Menge an Öl einsetzen wie für ein Auto.

Erdöl ist heute (2007) sichtbar (als Rohstoff) oder unsichtbar (als Energieträger) in einer Vielzahl von industriell hergestellten Gütern enthalten. Das sich ankündigende Fördermaximum wird deshalb zunehmend thematisiert. Seit 2005 behandeln sowohl aktuelle Studien der Internationalen Energieagentur (IEA) – zuletzt am 9. Juli 2007 – das Problem des Fördermaximums. In der ASPO (Association of the Study of Peak Oil and Gas) haben sich seit 2001 weltweit Wissenschaftler zusammengeschlossen, die sich mit dem Erdölfördermaximum befassen.

Besondere Relevanz hat das Ölfördermaximum und davon abgeleitete wirtschaftliche Folgen in Saudi-Arabien und den USA. In Saudi-Arabien produzieren nur sieben Riesenölfelder knapp 10 % des Weltbedarfs und alle haben nach derzeitigem Stand ihr Fördermaximum überschritten. Die USA haben den höchsten Anteil am Ölverbrauch der Welt (25 %) bei einem Weltbevölkerungsanteil von 4,3 %; der durchschnittliche Benzinverbrauch pro Auto liegt in den USA bei 16,2 l je 100 km. In Europa lag der Ölverbrauch bei einem weltweiten Bevölkerungsanteil von 6,8 % bei knapp 11 % und der (deutsche, 2003) durchschnittliche Benzinverbrauch bei etwa 8,1 Liter auf 100 km.

Die Energiepolitik, so der Ausbau regenerativer bzw. alternativer Energien unter Einschluss der Kernenergie, oder weitere mögliche Ölbohrungen in Alaska werden deswegen in der nordamerikanischen Öffentlichkeit, vom Präsidenten – persönlich, wie auf Bundes- und Staatsebene und von verschiedenen Behörden wie dem GAO und Ministerien wie im sog. „Hirsch Report“ intensiv diskutiert.

In Deutschland befasst sich die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit dem Phänomen Ölfördermaximum.

 

Entstehung eines Ölfördermaximums

 

Phasen der Ölförderung

Abb.1. Oben: Die Förderung einer Ölquelle in mehreren Phasen kann mit einer Hubbert-Kurve beschrieben werden. Unten: Die Gesamtförderung mehrerer Quellenkann durch die sog. Hubbert-Kurve beschrieben werden. Diese Kurve ist die erste Ableitung einer als „logistische Funktion“ bezeichneten Sättigungsfunktion und keine Gaußsche Normalverteilung.

Abb.1. Oben: Die Förderung einer Ölquelle in mehreren Phasen kann mit einer Hubbert-Kurve beschrieben werden. Unten: Die Gesamtförderung mehrerer Quellenkann durch die sog. Hubbert-Kurve beschrieben werden. Diese Kurve ist die erste Ableitung einer als „logistische Funktion“ bezeichneten Sättigungsfunktion und keine Gaußsche Normalverteilung.

Die Förderung einer konventionellen Ölquelle erfolgt in mehreren Phasen. Ehe aus einer Ölquelle gefördert werden kann, muss sie entdeckt werden. Je nach Größe einer Ölquelle dauert es unter Umständen Jahrzehnte, bis die Förderraten sinken, im Schnitt sind es jedoch in etwa 40 Jahre. Dem Fund folgt zunächst die Erschließung, dazu wird das unter hohem Eigendruck stehende Ölfeld über mehrere Bohrlöcher angezapft. Zu Beginn können nach dem Prinzip des Artesischen Brunnens große Mengen vor allem leichten Öls gefördert werden. Der Druck reicht nach einer Förderung von 10-15 % jedoch nicht mehr aus, das Öl an die Erdoberfläche zu bringen.

Deshalb wird in der Regel Wasser nachgepumpt, wodurch 30-40- %  des insgesamt vorhandenen Öls gefördert werden können. Das restliche zunehmend zähe und dichte Öl erschwert die weitere konstante Förderung. Mit eingeleiteten Chemikalien, Gasen und Heißdampf (vor allem auch bei Ölsanden) wird versucht, noch weiteres Öl zu verflüssigen und zu fördern.

Die Förderabnahme (eng: decline) ist die letzte Phase der Ausbeutung eines Ölfeldes. Die Dauer hängt mit dem technischen und finanziellen Aufwand zusammen und ist auf See kürzer als auf Land. Die Abnahmerate hängt eng mit der maximalen Fördermenge zusammen: je schneller und intensiver (professioneller) die Ölfelder einer Region ausgebeutet werden, desto stärker ist der Abfall. So verzeichnet Großbritannien bei seinen hochprofessionell betriebenen (Offshore) Ölfeldern seit 2001 Förderrückgänge von 8 % (Erdöl) und 10 % (Erdgas).

 

Übertragung auf die globale Ölförderung

Der US-Ölgeologe Marion King Hubbert konnte in den 1950er Jahren zeigen, dass die Gesamtförderung mehrerer Ölquellen eine Kurve beschreibt, die einer Glockenkurve ähnelt: die sogenannte Hubbert-Kurve. Hubbert konnte durch die Auswertung der umfangreichen und offengelegten US-Daten bereits 1956 das US-amerikanische Fördermaximum auf das Jahr 1971 vorraussagen. In der Folge wurde das Modell der Glockenkurve auch etwa für die Erdölproduktion Norwegens bestätigt, die im Jahre 2001 ihren Höhepunkt erreichte. Wie sich die weltweit im einzelnen unterschiedlichen Verläufe der Ölförderung zu einer Kurve zusammenfügen könnten, die einer Hubbert-Kurve entspräche, wird auch aus Abb.2 deutlich.

Abb. 2: Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2006, Quelle: ASPO

Abb. 2: Ölfunde von 1930 bis 2050 und Förderung bis 2006, Quelle: ASPO

Eine Hubbert-Kurve für die weltweite Ölgewinnung ist mangels verlässlicher oder kompletter Daten nur angenähert zu erstellen. Viele Erdölförderungsdaten, insbesondere der Großfelder der OPEC-Staaten, sind nicht öffentlich oder unsicher. Es wird angenommen, dass die Förderung der Nicht-OPEC-Staaten insgesamt zurückgeht und die Förderrate der OPEC-Staaten schon nahe an ihrem Maximum liege und sich derzeit nur im Irak und an der westafrikanischen Küste steigern ließe.

Demgegenüber wird auf teilweise veraltete Technologie und weitere bereits explorierte Felder in Saudi-Arabien verwiesen, es bestünde ein erheblicher Investitionsstau, da in vielen Ölländern und der Ölindustrie die Erfahrungen mit dem Preiseverfall durch Überkapazitäten aus den 80er Jahren noch nachwirkten.

 

Zukünftige Ölförderung

Um weiterhin Erdöl zu fördern, müssen neue Ölquellen entdeckt werden. Abbildung 2 zeigt die Ölfunde von 1930 bis 2050 nach Campbell unter Zuhilfenahme der Methode der „Rückdatierung von Ölfunden“, wobei die weißen Balken Schätzungen sind. Mit eingefügt ist die jährliche Fördermenge. Man erkennt die großen Ölfunde Ende der 1940er Jahre im persischen Golf und die großen Funde Anfang der 1980er Jahre in der Nordsee. Das meiste Öl wurde allerdings in den sechziger Jahren gefunden. Laut Campbell nehmen die Funde, von einigen Ausnahmen abgesehen, beständig ab, seit 2003 liegen sie sogar kontinuierlich unter den prognostizierten Werten. Seit Anfang der 1980er Jahre würde mehr Öl gefördert als neues gefunden und die Lücke öffne sich beständig.

Im Gegenzug biete der steigende Ölpreis auch Möglichkeiten, bisher nicht intensiv untersuchte Gebiete (z. B. Sibirien) zu erkunden und unkonventionelle, bislang nicht wirtschaftlich lohnende Lagerstätten auszubeuten. Dazu gehören Ölsande, hier vor allem die großen Vorkommen in Alberta in Kanada, Ölschiefer, Tiefseebohrungen, Sibirien- oder Alaska-Exploration, Bitumen etc. Daneben weiten bedeutende Ölfirmen wie BP und ENI ihr Geschäft mit alternativen Energieträgern aus.

Das weltweite Ölfördermaximum

Ölproduktion weltweit

Abb.3: Weltweite Erdölförderung seit 1945

Abb.3: Weltweite Erdölförderung seit 1945

Der Zeitpunkt der maximalen globalen Förderrate lässt sich mit Gewissheit erst mehrere Jahre nach ihrem Auftreten bestimmen. Die weltweite Ölförderung stieg nach ersten Krisen und Zweifeln am unbegrenzten Fortgang der Förderung um 1920 zwischen 1930 und 1972 nahezu exponentiell an. Abb.3 zeigt diese Entwicklung. Mit den politisch begründeten Ölkrisen 1974/75 und 1979/83) setzte das exponentielle Wachstum aus, die Ölförderung ging etwas zurück und stieg im weiteren langsamer und nur noch linear an. Deutliche Nachfragerückgänge finden sich auch nach der Asienkrise und nach dem Platzen der Dotcom-Blase. Die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA drückten hingegen nur kurzfristig die Nachfrage nach Flugbenzin.

Die Ölförderung insgesamt nahm 2003 bis Mitte 2004 noch zu (3,9 %) und flacht danach trotz anhaltend starken Wirtschaftswachstums vor allem in der Volksrepublik China und Indien ab. Das bisherige globale Ölfördermaximum fand laut den Zahlen der EIA im Januar 2006 statt (85,4 Mio Fass pro Tag). Die Förderung ging seitdem um etwa 200’000 Fass pro Tag zurück, was von der Ölindustrie auf einen durch die niedrigen Ölpreise der 1990er bedingten Investitionsrückstand zurückgeführt wurde. Allerdings hielten sich die Ölfirmen zu Beginn der Hochpreisphase mit dem Kauf neuer Ausrüstung zurück und investierten bevorzugt in Aktienrückkäufe.

Das sich abzeichnende Plateau wird von Meldungen begleitet, wonach im Frühjahr 2006 einige sehr große Ölfelder die Phase der Förderabnahme erreicht hätten oder sich schon darin befänden:

  • Das Ölfeld „Burgan“ in Kuwait – das zweitgrößte Ölfeld der Welt – hat diese Phase nach Aussage der Kuwait Oil Company Ende 2005 erreicht.

  • Das Feld „Cantarell“ vor der Küste Mexikos – ein Offshore Ölfeld mit der weltweit zweitgrößten täglichen Produktionsmenge – hat die Stagnationsphase nach Aussage von Petroleos Mexicanos (Pemex) Anfang 2006 erreicht, die Produktion 2008 soll nur noch 520.000 Fass/Tag betragen.

  • Im April 2006 gab die saudische Ölfirma Aramco bekannt, dass sämtliche ihrer älteren Ölfelder ihre Stagnationsphase erreicht hätten und die Förderrate um 8 % pro Jahr fallen werde. Dies stimmt mit den Ergebnissen des texanischen Investmentbankers und Ölexperten Matthew Simmons überein.

Voraussagen zum Ölfördermaximum

Es kann nur mit einigen Jahren Abstand endgültig gesagt werden, ob ein Maximum das Absolutmaximum darstellt, oder ob es nicht doch wieder übertroffen wird.

Geschätzter
Zeitpunkt
Datum der
Veröffentlichung
Autor
19891989Campbell *
1995Campbell
20031998Campbell
20042000Bartlett
20052007Campbell
20062007Energy Watch Group
20072002Campbell
20071999Duncan und Youngquist
20192000Bartlett
20201997Edwards
20202005BGR **
nicht vor 20302004Internationale Energieagentur

*Ein bekannter Warner vor Folgen eines globalen Ölfördermaximums ist Colin J. Campbell, der Vorsitzende der ASPO. Campbell hat wie oben dargestellt, regelmäßig verfrühte Prognosen zum Zeitpunkt des Ölfördermaximum veröffentlicht und später wieder zurückgenommen. Seine umstrittenen Thesen werden in Deutschland auch durch Prof. Dr. Wolfgang Blendinger, Professor für Erdöl- und Erdgasgeologie, TU Clausthal vertreten. Er publizierte 1999 die Vorhersage für den Peak-Oil in der Nordsee und äußerte in einem Interview 2006, dass der globale Peak-Oil vermutlich schon überschritten sei.

** Dr. Peter Gerling von der deutschen Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe BGR setzt in einem Interview dagegen den Peak-Oil erst zwischen 2015-2020 an. Bei den BGR-Prognosen ist zu beachten, dass die Annäherung an das Maximum über einen Bereich von 10 Jahren sehr flach ausfällt. Weltweite Nachfragesteigerungen im bisher gekannten Maß wären so nicht zu decken.

Am 9. Juli 2007 machte eine Vorhersage der IEA weltweit Schlagzeilen, wonach sich zunehmend deutlichere Verknappungstendenzen auf den internationalen Ölmärkten bemerkbar machen werden. Angesichts der hohen Nachfrage und der geringeren Fördermenge, so die IEA, bestehe schon ab 2010 die reelle Gefahr einer Ölknappheit

Saudi-Arabien

Abb.4: Ölfördergeschichte und Vergleich zwischen Ölförderung und eingesetzter Bohrtürme in Saudi-Arabien.

Abb.4: Ölfördergeschichte und Vergleich zwischen Ölförderung und eingesetzter Bohrtürme in Saudi-Arabien.

Saudi-Arabien gilt als die Hauptstütze der weltweiten Erdölproduktion: über 10 % des weltweiten Erdöls kommen ausschließlich aus diesem Staat mit 49 bekannten Ölfeldern und 28 Gasfeldern. 92 % der saudischen Produktion 2002 stammen aus nur sieben Riesenölfeldern; die sechs davon mit einer Fördermenge von mehr als 300’000 Fass pro Tag sind:

ÖlfeldgefundenProduktion 2000
Ghawar1948/49~4,5 mbpd
Abqaiq1940~0,6 mbpd
Shayba1975~0,6 mbpd
Safaniya1951~0,5 mbpd
Zuluf1965~0,5 mbpd
Berri1964~0,4 mbpd

(mbpd: Millionen Fässer pro Tag)

Alle diese Felder sind schon jenseits ihres Fördermaximums und produzieren beständig weniger Öl. Abb.4 schafft eine Übersicht zur Geschichte der saudischen Ölförderung. Neben den historischen Daten wird die saudische Ölproduktion von Januar 2001 bis September 2007 mit der Anzahl eingesetzter Bohrtürme verglichen. Man erkennt, dass die Saudis ihre Ölproduktion 2001/2002 zwischenzeitlich zurückfuhren. Eine Steigerung der Förderung in diesen alten Feldern gelang der staatlichen Ölgesellschaft Aramco nur mit deutlich mehr Bohrtürmen. Dennoch ist die saudische Ölförderung zwischen Oktober 2005 und Februar 2007 um 1 Mio. Fass pro Tag zurückgegangen.

Ölproduktion außerhalb der OPEC

Abb.5: Die Ölproduktion außerhalb der OPEC und früheren Sowjetunion (FSU) hat den Höhepunkt überschritten und fällt seitdem ab

Abb.5: Die Ölproduktion außerhalb der OPEC und früheren Sowjetunion (FSU) hat den Höhepunkt überschritten und fällt seitdem ab

Die Abbildung zeigt die Erdölproduktion außerhalb der OPEC-Staaten; die Daten sind ab 2004 Schätzungen. Der Förderanteil der OPEC macht etwa 50 % der gesamten Förderung aus. Die Grafik zeigt darüber hinaus, dass das Fördermaximum der Ölproduzenten außerhalb der OPEC und der Russischen Föderation bzw. den GUS-Staaten (FSU, Former Soviet Union) im Jahre 2000 überschritten wurde. In den OECD-Europa-Ländern sinkt die Ölförderung um etwa 5 % jährlich. Im Januar 2006 konnten noch etwa 36 % des Bedarfes aus eigenen Quellen gedeckt werden. 2015 steht zu erwarten, dass in der EU bereits 92 % importiert werden müssen.

Kasachstan und weitere Staaten der früheren Sowjetunion

Der Anteil von FSU- und OPEC-Öl steigt, was diesen Ländern einen vermehrten Einsatz von Förderrate und Preis als politisches Druckmittel erlaubt.

Die Vorkommen der GUS-Staaten im Umfeld des Kaspischen Meeres sind noch in der Erschließung. Erste geologische Gutachten in der Region in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre schätzen allein das sogenannte Kashagan-Feld auf etwa 2 und 4 Billionen Barrel abbaubarer Reserven. Nach Durchführung von 2 Explorations- und 2 weiteren Bewertungsbohrungen wurden die offiziellen Schätzungen auf ein Volumen von zwischen 7 und 9 Bbl nach oben korrigiert. Im Februar 2004 hingegen, nach 4 weiteren Explorationsbohrungen, lagen die neuen Schätzungen bei 13 Bbl. Die im weiteren Umfeld zu findenden Ölvorkommen würden laut BP noch erhebliche Reserven bergen.

Weltweite Ölreserven

Hauptartikel: Ölvorkommen

Abb.6: Angegebene bewiesene Ölreserven einiger OPEC Mitgliedsstaaten im Nahen Osten von 1980-2005

Abb.6: Angegebene bewiesene Ölreserven einiger OPEC Mitgliedsstaaten im Nahen Osten von 1980-2005

Eine Ölreserve ist kein fester Wert, sondern hängt unter anderem vom Ölpreis und der eingesetzten Technik ab. So können selbst beim Einsatz hochmoderner Technik derzeit (2006) nur etwa 35-45 % einer vorhandenen Lagerstätte gefördert werden, in vielen von staatlichen Ölgesellschaften kontrollierten Ölfeldern, etwa im Nahen Osten wird dieser Spitzenwert längst nicht erreicht.

Interpretationsspielräume werden von den ölproduzierenden Staaten oft genutzt, um ihre Reserven zu manipulieren. So entschieden 1985 die OPEC-Förderländer, die länderspezifischen Förderraten an die jeweiligen Reserven zu koppeln; wer hohe Reserven aufweisen konnte, durfte mehr fördern und umgekehrt. Wie in Abb.6 deutlich zu sehen, provozierte diese Entscheidung eine allgemeine künstliche Anhebung der Reserven der einzelnen Mitgliedsstaaten, da jeder höhere Förderraten bei hohem Preis erhalten wollte. Auch andere Beispiele mahnen zu Vorsicht bei offiziell angegebenen Reserven:

  • Im Januar 2006 berichtete die Petroleum Intelligence Weekly, dass Kuwaits Reserven lediglich 48 Mrd. Fass betrügen und davon nur 24 „voll bewiesen“ seien. Dies entspricht einer Halbierung der offiziellen Zahlen und geht noch weiter als die Vermutungen der ASPO.

  • Am 9. Januar 2004 gab der Ölmulti Shell bekannt, dass 20 % seiner Reserven von bewiesen zu möglich (also unsicher) umdeklariert werden müssten und später noch dreimal seine Reserven von insgesamt 14.500 auf 10.133 Mio. Fass herunterkorrigiert. Die Bekanntgabe ließ den Aktienkurs abstürzen und brachte dem Unternehmen eine Anklage ein. Shell-Präsident Phil Watts musste zurücktreten. Hier sollen neben zu Zeiten der Niedrigpreisphase um 1990 unterlassene Investitionen auch erhöhte Ansprüche der Finanzmärkte an die bislang eher langfristig planenden Ölfirmen eine Rolle spielen.

  • 1970 erhöhte Algerien, seine nachgewiesenen Reserven von 7 bis 8 auf 30 Mrd. Fass. Dann änderte sich der politische Wille – die Zahlen kehrten nach 1974 wieder zu Werten unter zehn Mrd. Fass zurück (Angaben nach Jean Laherrère).

  • PEMEX, die mexikanische staatliche Ölgesellschaft mit einem Fördermonopol, machte im September 2002 Abstriche bezüglich ihrer Reserven um 53 % (von 26,8 auf 12,6 Mrd. Fass). Kurz darauf wurden sie wieder leicht auf 15,7 Mrd. Fass angehoben.

  • Es gibt auch Beispiele, bei denen die Reserven unterschätzt wurden. 1993 schätzte das Oil and Gas Journal die Reserven Äquatorialguineas auf einige unwichtige Lagerstätten mit einem Gesamtwert von 12 Mrd. Fass. Daraufhin wurden zwei Riesenlagerstätten („Giants“) von mittlerer Größe entdeckt, aber der Wert bis 2003 nicht geändert. Des Weiteren wurden die Reserven Angolas zwischen 1994 und 2003 mit 5,421 Mrd. Fass angegeben, obwohl in diesem Zeitraum 38 neue Lagerstätten mit jeweils mehr als 100 Mio. Fass entdeckt wurden.

 

Entwicklung des Ölpreises

Abb. 7: Ölpreisentwicklung in $ von 1861-2006 (Braune Linie auf Basis des Preisstands 2006 )

Abb. 7: Ölpreisentwicklung in $ von 1861-2006 (Braune Linie auf Basis des Preisstands 2006 )

Abb.8: Ölpreisverlauf 1985-2006

Abb.8: Ölpreisverlauf 1985-2006

Die weltweite Nachfrage nach Öl schwankt mit der Konjunktur. In der Vergangenheit konnte die Ölförderung mit der steigenden Nachfrage Schritt halten. Nach dem Erreichen des weltweiten Ölfördermaximums wäre die Befriedigung einer steigenden Nachfrage durch Erhöhung der Gesamtproduktion nicht mehr möglich. Die Prognosen über die mittelfristige Entwicklung des Ölpreises reichen von 40 bis 250 $, längerfristig werden auch Preise um 25$ angenommen – abhängig davon, von welchen Vorkommen man ausgeht und wie schnell sich die Weltwirtschaft auf Alternativen umstellt.

Der historische Ölpreisverlauf zeigt das goldene Zeitalter billigen Öls zwischen dem ersten Weltkrieg bis zur ersten Ölkrise, davor und danach sind inflationsbereinigt deutliche Preisschwankungen abgebildet. Die derzeitigen hohen Preise liegen noch unter den maximalen Spitzen vor 1900, was mit der längerfristigen Preisentwicklung bei anderen Rohstoffen übereinstimmt.

Die kurzfristige Betrachtung seit 1985 zeigt, dass seit ca. 1999 der Ölpreis tendenziell zunimmt; das Platzen der Spekulationsblase am Neuen Markt mit der wirtschaftlichen Rezession Anfang 2001 sowie die Geschehnisse rund um den 11. September 2001, die eine sinkende Nachfrage nach Kerosin zur Folge hatten, senkten die Nachfrage nach Öl und damit den Ölpreis.

Die abnehmende Förderrate bewirkt zunächst nur, dass keine zusätzlichen Abnehmer mehr bedient werden können, da die eigentliche Fördermenge ja noch nicht zurückgeht. Die Situation verschärft sich, wenn es zu einem tatsächlichen Rückgang der weltweiten Förderung kommt und sich die Angebotsseite verringert (Verkäufermarkt). Steigende Ölpreise schlagen sich in der Folge in sehr vielen vom Öl abhängigen Produkten nieder. Bisherige Marktteilnehmer müssen deswegen ihren Verbrauch reduzieren oder – was angesichts der höheren Preise auch zunehmend lukrativ wird – Öl mit anderen Energieträgern und Kohlewasserstoffen substituieren sowie Öllagerstätten mit veränderten Technologien und Konzepten erschließen und ausbeuten. Wie bei anderen Rohstoffmärkten auch schlagen sich in den Kursen neben dem Verbraucherverhalten und der Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle auch die Aktivitäten von Spekulanten wie auch die sicherheitspolitische Lage nieder.

Am 2. Januar 2008 touchierte der Preis für ein Fass der US-Ölsorte WTI in New York 100,00 US-$ und schloss knapp darunter.

Mögliche Auswirkungen des Ölfördermaximums

Allgemein

In der Öffentlichkeit wurden mögliche Folgen und damit verbundene Risiken ausbleibender Öllieferungen unterschiedlich bewertet:

„Wir müssen uns keine Sorgen machen. Es sind noch genug Reserven da. […] Saudi-Arabien fördert heute rund 10 Mio Fass am Tag und in einigen Jahren schafft es sicher 12,5 Mio Fass. […] Es ist sehr wahrscheinlich, dass mittelfristig die [Öl]preise ungefähr bei 40$ im Schnitt liegen. Auf ganz lange Sicht sind sogar 25-30$ vorstellbar.“

– Lord John Browne: 1995-2007 Vorstandsvorsitzender von BP (im Gespräch mit dem Spiegel im Juni 2006)

„Es gibt weltweit kein ausreichendes Ölangebot (mehr) für ein vollumfängliches Wachstum unserer Wirtschaft oder der Weltwirtschaft.“

Don Evans: bis 2005 Wirtschaftminister der Regierung Bush.

„Die Unfähigkeit, die Ölproduktion entsprechend dem steigenden Bedarf auszuweiten, wird in der Zukunft zu einem schweren wirtschaftlichen Schock führen.“

James R. Schlesinger: unter Präs. Carter ehem. US-Energie- und unter Präs. Nixon und Ford US-Verteidigungsminister 

„Was jetzt ganz schnell zusammenstürzen kann, ist das industrielle Entwicklungsmodell, das über 200 Jahre lang prägend war, sich immer mehr ausgeweitet hat und das getrieben worden ist von der überwiegend fossilen Energieversorgung. Dieses steht zur Disposition, das ist ganz eindeutig.“

Hermann Scheer, SPD-MdB

„Wenn die Ölproduktion im Irak bis 2015 nicht exponentiell steigt, haben wir ein sehr großes Problem. Und dies selbst wenn Saudi-Arabien alle seine Zusagen einhält. Die Zahlen sind sehr einfach, dazu muss man kein Experte sein. [..] Innerhalb von 5-10 Jahren wird die Nicht-OPEC Produktion den Gipfel erreichen und beginnen zurück zu gehen wegen nicht ausreichender Reserven. Für diese Tatsache gibt es täglich neue Beweise. Zeitgleich werden wir den Gipfel des chinesischen Wirtschaftswachstums sehen. Beide Ereignisse werden also zusammentreffen: Die Explosion des Wachstums der chinesischen Nachfrage und der Rückgang der Ölproduktion der Nicht-Opec Staaten. Wird unser Ölsystem in der Lage sein, dieser Herausforderung zu begegnen, das ist die Frage.“

Fatih Birol: Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA), .

Die Amerikaner James H. Kunstler und Richard Heinberg halten den Weg in vorindustrielle Zeiten womöglich schon binnen ein oder zwei Generationen für unausweichlich. John Tierney von der New York Times sowie der Investmentbanker und ehemalige Energieberater des Weißen Hauses Matthew Simmons haben eine bis 2011 laufende Wette darüber, ob der durchschnittliche Ölpreis des Jahres 2010 bei mindestens 200 $ liege oder darunter. Tierney hält Haussen im Rohstoffbereich – unter Bezugnahme auf Julian Lincoln Simon – für grundsätzlich begrenzt. Leonardo Maugeri von der italienischen ENI hält das Ölzeitalter, welches vom US Geological Survey bereits 1919 totgesagt worden sei, auch heute für noch lange nicht vorbei und schließt drastische, demnächst bevorstehende Folgen eines Ölfördermaximums aus.

Transport und Verkehr im Zeitalter der Globalisierung

„Peak Oil ist kein Energie-, sondern zuallererst ein „Treibstoffproblem““

Robert Hirsch

Globalisierung beruht prinzipiell auf zwei Säulen: weltweiter Kommunikation und weltweitem, billigem Transport. Daten und Informationen über insbesondere stromverbrauchende weltweite Datennetze und Kommunikationsnetze versandt. Weltweite Transporte beruhen zu 97 % auf Erdöl (Benzin, Diesel, Kerosin) oder Erdgas. 95 % der globalen Handelsströme werden von diesel- und schwerölbetriebenen Fracht- und Containerschiffen Weltmeeren bewältigt. Alternativen müssen preislich im Rahmen bleiben und auch für Fahrzeuge bzw. die weltweit vorhandene Treibstoffinfrastruktur geeignet sein. Ein mögliches Ergebnis peakölbedingter Verknappungen und Preiserhöhungen wäre Vorrang für den Transport höherwertiger Güter, die Verringerung von Leerfahrten, optimierte Logistik sowie eine stärkere regionale Produktion. Desweiteren würde die internationale Verflechtung möglichwerweise wieder abnehmen und anhaltender Treibstoffmangel mit zu einer Deglobalisierung beitragen.

Unsicherheiten bei den Energieeinsparungspotenzialen (Suffizienz) und ‚alternativen Quellen‘

Erdöl wird zu einem hohen Anteil als Treibstoff eingesetzt und spielt in der (standortgebundenen) Elektrizitätsgewinnung mit Ausnahme der USA nur eine untergeordnete Rolle. Die bisherigen Ersatzstoffe sind allerdings im Vergleich zu Erdöl mit höheren Kosten und Aufwendungen verbunden und nicht in ausreichendem Umfang verfügbar. So liefern nicht-konventionelle Ölquellen insbesondere Schweröle, während leichtere Fraktionen wie Benzin und Kerosin möglicherweise schwerer verfügbar sein werden. Die Herstellung ausreichender Biotreibstoffmengen (Bio-Ethanol, Biodiesel, (BtL-Kraftstoff, GtL-Kraftstoff, CtL-Kraftstoff) zur Aufrechterhaltung der weltweiten Fahrzeugflotte führt zu einer zunehmenden Reintensivierung der Landwirtschaft und einer zunehmenden Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion. Darüberhinaus sind alternative Antriebskonzepte (Hotzenblitz, Druckluftfahrzeuge) von Interesse, da viele erneuerbare Energien in erster Linie elektrischen Strom produzieren.

Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung

Abb.9: Weltweite Getreideproduktion und Anbaufläche 1961-2005

Abb.9: Weltweite Getreideproduktion und Anbaufläche 1961-2005

Um 1800 lebten 75 % der deutschen Bevölkerung von der Landwirtschaft und der Anteil an Treibstoffpflanzen (für Nutztiere) war verhältnismäßig hoch. Bis 2006 nahm der Anteil der beschäftigten in der Landwirtschaft, auf 2-3 % ab. Diese enorm gesteigerte Produktivität ist charakteristisch für alle entwickelten Industriestaaten. Seit Beginn der Industrialisierung, vor allem seit der Grünen Revolution in den 1960er Jahren, stieg die weltweite Getreideproduktion um 250 %, ohne dass sich die Anbaufläche änderte (vgl. Abb. 9). Dies ist sehr stark auf den Einsatz fossiler Energieträger in Landwirtschaft und Verteilung zurückzuführen . Ähnliches gilt für Pflanzenschutzmittel und Biozide, ohne deren Einsatz die landwirtschaftlichen Erträge erheblich geschmälert würden.

Neben dem Aspekt schwindender Energiemengen für Viehhaltung und Getreideproduktion kommt der zunehmende Anbau von „Treibstoffpflanzen“ hinzu. Diese werden bei Flächenstillegungen nicht mit einbezogen. Eine mögliche Wiederbelebung der arbeitsintensiven Landwirtschaft könnte zu einer Reagrarisierung des ländlichen Raumes führen, in dem zunehmend wieder mehr Menschen ihr Auskommen fänden. Allerdings werden die weltweite Nahrungsproduktion sowie die Weltbevölkerung etwa gleichzeitig ihren zahlenmäßigen Höhepunkt erreichen (siehe auch Bevölkerungsfalle). Von einigen Analytikern wird der sich generell abzeichnende Anstieg der Nahrungsmittelpreise weniger auf die Konkurrenz „Teller vs. Tank“ . zurückgeführt als primär und direkt auf das Durchschlagen gestiegener Erdölpreise im landwirtschaftlichen Bereich.

Wirtschaft und Finanzwesen

Abb.10a: Veränderungen von BIP und Erdölverbrauch in Deutschland 1965-2005Abb.10a: Veränderungen von BIP und Erdölverbrauch in Deutschland 1965-2005
Abb.10b: Weltweites Wirtschaftswachstum und Erdölverbrauch 1960-2003Abb.10b: Weltweites Wirtschaftswachstum und Erdölverbrauch 1960-2003

Gemäß einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs gilt der Ölpreis inzwischen als größtes Risiko für die Weltwirtschaft (37 % langfristig und 27 % mittelfristig). Eine bedingte Abkopplung zwischen Energie und Ölverbrauch und Wirtschaftswachstum, eine verringerte Energieintensität ist (siehe Abb. 10a am Beispiel Deutschlands) möglich. Weltweit sind beide Kurven (Abb. 10b) nach wie vor eng verflochten.

Um einer dauerhaften Rezession im Falle einer Abnahme der weltweiten Ölförderung zu entgehen, müsste der notwendige Bedarf an Rohöl für zusätzliches Wachstum global jährlich um mehrere Prozentpunkte abnehmen.

Mögliche Folgen

Das Ölfördermaximum ist möglicherweise ein Schlüsselereignis im Rahmen allgemeiner Erschöpfung natürlicher, nichterneuerbarer Rohstoffe. Bei der Beurteilung dessen Auswirkungen gibt es verschiedene Positionen, die sich nach der Position zum Umstand endlicher Rohstoffe und zu den Folgen von Rohstoffknappheit ordnen lassen :

  • Umstand: Das Zeitalter des Überflusses ist vorbei, die Weltbevölkerung ist schon über die Tragfähigkeit des Planeten hinausgeschossen und ein verschwenderischer Homo Sapiens hat die weltweiten Energievorräte entleert.

  • Folge: Alle Formen menschlicher Organisation und Verhaltensweisen, die auf der Annahme grenzenloser Rohstoffe fußen, müssen zu Formen finden, die im Einklang mit endlichen Grenzen stehen.
AnpassungUmstandFolgeBezeichnung
Die Welt ist ausgebeutet
und große Veränderungen
werden stattfinden.
eingesehen+eingesehen1
Technischer Fortschritt
wird größere Veränderungen
abwehren / aufschieben.
eingesehen+missachtet2
Familienplanung, Wiederverwertung,
Schadstoffgesetze
bieten Lösung.
missachtet+teilweise
eingesehen
3
Rohstoffe haben keine
Bedeutung für die
industrielle Zivilisation.
missachtet+missachtet4
Beharren auf der Annahme,
dass grenzenloses
Wachstum möglich ist.
geleugnet+geleugnet5
Position 1

Aspekte sind hierbei:

  • Die Förderung endlicher fossiler Energieträger kann nicht endlos gesteigert werden.

  • Die Rolle steigenden Energieverbrauchs für ein anhaltendes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums wird erheblich unterschätzt, während die Ergebnisse aus der Forschung erheblich überschätzt werden.

  • Der Mangel an fossilen Energieträgern wird zur Verknappung des Nahrungsmittelangebots führen. Dieser Mangel ist nicht durch alternative Energieträger, neue Technologien und Verhaltensweisen auszugleichen.

  • Der Mangel an fossilen Energieträgern führt zu anhaltenden Preissteigerungen und zu weltweiten, auch gewaltsam ausgetragenen Verteilungskämpfen und einem Zusammenbruch der industriell organisierten Produktionsweise.

Vertreter dieser Ansicht finden sich zumeist unter Wissenschaftlern und Intellektuellen. Im 19. Jahrhundert vertrat Thomas Robert Malthus die These, dass das angesammelte biotische Potential der menschlichen Spezies, falls es nicht begrenzt wird, die Tragfähigkeit seines Lebensraumes übersteigt und eine solche Wachstumsphase zwangsläufig in eine Bevölkerungsfalle führt. Charles Darwin behauptete, dass diese Aussage für alle Spezies gelte. Im weiteren Sinne kann auch die Technikkritik Karl Marx’ dieser Kategorie zugeordnet werden. Im 20. Jahrhundert wurde das Forscherpaar Anne und Paul Ehrlich mit Studien über die Bevölkerungsexplosion bekannt. Der Ökonom Dennis L. Meadows wurde mit den Grenzen des Wachstums 1972 berühmt. In jüngster Zeit entwerfen und analysieren Autoren wie James Howard Kunstler, Matthew Simmons, Richard Heinberg oder Andreas Eschbach eine Situation, in der einer der Grundstoffe der industriellen Zivilisation nicht mehr in ausreichendem Maße gefördert werden kann. Auch die ASPO um den Erdölgeologen Colin J. Campbell bezieht eine entsprechende Position gegenüber der gegenwärtigen Situation. Als ein extremer Standpunkt dessen gelten Theorien wie die Olduvai-These, derzufolge die derzeitige industrielle Zivilisation bis 2030 zusammenbricht und bis 2050 eine Restbevölkerung von etwa zwei Milliarden Menschen zurückbleiben und auf einem vorindustriellen Energieniveau leben würde.

Position 2

Aspekte sind hierbei:

  • Die Förderung endliche Rohstoffe kann nicht unendlich gesteigert werden.

  • Die Menschheit hat in ihrer Geschichte große wissenschaftliche Fortschritte gemacht und bisher zu jedem ausgehenden Rohstoff einen Ersatz gefunden (Motto: „Die Steinzeit ging nicht aus Mangel an Steinen zu ende.“)

  • Neue Technologien erschließen immer neue, bis dahin uninteressante Rohstoffe und Energieträger.

  • Insbesondere das „Anzapfen“ der Sonne erschließt ein quasi unbegrenztes Energiedepot.

  • Als Folge sind Forschung und Entwicklung der Schlüssel zu unendlichem Wachstum.

Es gibt zwei Formen dieser Position: Zum einen herrscht die Meinung vor, dass neue, bisher unbekannte, Technologien sämtliche Knappheiten ausgleichen können, zum anderen sollen gesellschaftliche Anpassungen den steigenden Bevölkerungsdruck und Verteilungskämpfe verhindern. In die zweite Kategorie fällt die Hippie-Bewegung.

Diese Position ist die vorherrschende Öffentliche Meinung, deren Vertreter sich aus allen Gesellschaftsschichten zusammensetzen. In der Politik besetzt diese Position eine Monopolstellung, die 1967 in Deutschland zum Stabilitätsgesetz führte, das jede Regierung zu einem „angemessenen Wirtschaftswachstum von 3 %“ verpflichtet. Gegenwärtig findet man entsprechende Thesen bei Gründinger.

Position 3

Diese Position unterscheidet sich von der Position 2 durch den Meinung, dass die endliche Rohstoffe durch Wiederverwertung unendlich verfügbar gemacht werden können. Nicht der Mangel ist das Problem, sondern die Verschwendung. Vertreter dieser Meinung finden sich vor allem in der Ökobewegung.

Position 4

Diese Position ignoriert die Rolle von endlichen Rohstoffen für eine industrielle Zivilisation und kennt dementsprechend auch keine Folgen.

Position 5

Position 4 ähnelt 2. Auch hier wird angenommen, dass technischer Fortschritt und ein geeignetes wirtschaftliches Umfeld bei entsprechenden Preisniveaus unendliches Wachstum möglich machen. Im Gegensatz zu 2 nimmt 4 an, dass „traditionelle“ Rohstoffe unendlich verfügbar gemacht werden können. Diese Meinung herrscht dementsprechend in Wirtschaftsbereichen vor, die von traditioneller Rohstoffgewinnung profitieren, sowie ihnen nahestehende Wirtschafts- und Forschungsinstitute.

So hält Leonardo Maugeri, leitender Strategiemanager von ENI, Katastrophenszenarien für ungeeignet, eine komplexen Realität zu erklären, in der auch zukünftig ausreichend Ölreserven vorhanden seien. Die Ablösung des Öls sei – wie schon bei der Kohle – lediglich eine Frage der Kosten und der Nachfrage durch die Gesellschaft, nicht eine Frage der Rohstoffknappheit. Als schlimme Nebenwirkungen der „immer wiederkehrenden Ölpanik“ sieht er falsche politische Entscheidungen und eine weitverbreitete Hysterie an, die „völlig unangebracht“ seien.

Weitere Vertreter der Erdölindustrie, wie der frühere BP Chefökonom Peter Davies und sein Nachfolger Christof Rühl halten die Übertragung der Hubbert-Kurve auf ein globales Ölfördermaximum auch aus ökonomischer Sicht für ungeeignet. Prognosen über die weltweiten Ölvorkommen seien ohne Berücksichtigung des wirtschaftlichen Umfeldes nicht abzugeben. Sie halten die Ölversorgung insbesondere auch auf Basis konventioneller Ölvorkommen bei gegenwärtigem Verbrauch für die nächsten 40–60 Jahre für gesichert (Stand 2007). Ein Übergang zu anderen Energieträgern, Fördertechnologien und unkonventionellen Ölvorkommen sei, so notwendig, ohne Brüche zu bewerkstelligen, allerdings nur auf Basis von Ölpreisen die dauerhaft über 36 $ lägen (Stand 2007).

Nach dem Wirtschaftswissenschaftler Julian Lincoln Simon gingen Bevölkerungswachstum und technologischer Fortschritt Hand in Hand und verringerten weiter die Energieintensität. Das verbleibende „fossile Fenster“ bleibe noch lange genug offen und ermögliche genügend Forschung und Entwicklung, um neue fossile Rohstoffe zu erschließen und zusammen mit neuen Technologien, anderen Ressourcen und erneuerbaren Energieoptionen den weltweiten Energie-und Treibstoffbedarf auch weiterhin zu decken. Lincoln bezweifelt generell, inwieweit kurzfristige Rohstoffverknappungen in der Lage wären, die industrielle Zivilisation zu gefährden. Zu den von ihm benannten historischen Vorbildern gehören Sorgen um die Zinnversorgung um 1200 vor Christus; Nutzholzverknappung in Griechenland um 550 v.Chr. und im neuzeitlichen England zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert; Nahrungsmittel im vorrevolutionären Europa 1798; Kohle in Großbritannien des 19. Jahrhunderts; Öl seit dem Aufkommen der neuzeitlichen Ölförderung in den Jahren nach 1850 und erneut Öl wie mehrere Metalle nach 1970. Die entsprechenden Wachstumskrisen hätten zu neuen Technologien und zur Entdeckung neuer Energieträger geführt, die befürchteten Untergangsszenarien wären niemals eingetreten, die angeblich ausgehenden Rohstoffe seien aktuell mehr zur Verfügung als jemals zuvor.

Ein weiterer prominenter Vertreter der kornukopischen Sichtweise ist das amerikanische CERA (Cambridge Energy Research Associates) um den Pulitzer-Preisträger Daniel Yergin, welches dank einer geheimen Datenbank ein wellenförmiges Förderplateau für die nächsten Jahrzehnte vorsieht.

Alternative Energiequellen

Der entstehende Mangel an Erdöl bedeutet einen Mangel an (i) einer Energiequelle und (ii) einem Rohstoff, wobei der Verlust an Energie schwerwiegender ist als der Mangel des Rohstoffs. Beispielsweise beruhen etwa 40 % des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland auf Erdöl. Die bisher aus Öl gewonnene Energie kann prinzipiell zu einem gewissen Teil eingespart und zu einem gewissen Teil durch andere Energiequellen ersetzt werden.

Der Erntefaktor verschiedener Energieformen

EnergieformErntefaktor [44]

Wasserkraft

10:1

Erdgas

5:1 – 10:1

Wind

3:1 – 10:1

Kohle

1:1 – 10:1

Solaranlagen

1:1 – 10:1

Kernkraft

4:1

Biodiesel

3:1

Ethanol

1,2:1

Wasserstoff

0,5:1

 

Eine Möglichkeit, alternative Energiequellen abzuschätzen, bietet der Erntefaktor (engl. ERoEI – Energy Returned on Energy Invested etwa: Erzeugte Energie aus aufgewendeter Energie) Index, der beschreibt, wie viel Energie aufgewendet werden muss, um eine bestimmte Menge Energie zu erzeugen. Der Erntefaktor beschreibt also das Verhältnis der erzeugten Energie pro aufgewendeter Energie. Je größer dieser Wert, desto ‚billiger‘ ist die Energiequelle.

 

Fossile Energiequellen

Hauptartikel: Fossile Energie

„Wir erwarten, dass der gesamte Energieverbrauch 2050 doppelt so hoch liegen wird wie heute. Bis zu 30 Prozent der Energie könnte dann aus erneuerbaren Quellen kommen. Prozentual geht die Bedeutung der fossilen Energieträger zurück. In absoluten Zahlen aber nicht: 2050 wird sogar mehr Öl, Gas und Kohle konsumiert als heute. […] Selbst wenn Sie auf jedes Dach in Deutschland ein Panel setzen, decken Sie nur einen Bruchteil des Strombedarfs ab. Die Menschen schätzen die Dimensionen falsch ein.“

– Jeroen van der Veer: Vorstandsvorsitzender Shell-AG

  • Kohle ist de facto der verbreitetste und in der größten Menge vorhandene fossile Energieträger und hat die größte statische Reichweite unter den fossilen Energieträgern. Kohle dient gegenwärtig vor allem der Stromproduktion. In Deutschland wird die weltweit meiste Braunkohle gefördert und man befand sich lange unter den Top Ten der Steinkohleförderländer. Die Bedeutung von Torf, welches am Beginn der Inkohlung steht, hat abgenommen. Mit Kohleverflüssigung könnte Kohle Erdöl sogar direkt ersetzen.

    Abb.11:Brennendes Methanhydrat (Kleines Bild: Modell der Molekülstruktur)

    Abb.11:Brennendes Methanhydrat (Kleines Bild: Modell der Molekülstruktur)

    Dies würde allerdings verschiedene Probleme mit sich bringen: Erstens würde bei der Verflüssigung ein Teil der Energie verloren gehen. Zweitens wäre der CO2-Ausstoß der verflüssigten Kohle erheblich höher als der von Erdöl und – mit der Verflüssigung – auch höher als der der direkten Nutzung von Kohle. Drittens wären diese Prozesse finanziell aufwändig. Viertens würde dies die bisher große statische Reichweite von Kohle erheblich reduzieren, da sie hauptsächlich zur Stromerzeugung genutzt wird, die nur etwa 17 % des Primärenergieverbrauchs ausmacht.

  • Erdgas besteht größtenteils aus Methan und ist der umweltfreundlichste fossile Energieträger. Zudem kann Erdgas prinzipiell Öl in einigen Bereichen (ohne Umwandlung) direkt ersetzen, etwa zum Antrieb für Kraftfahrzeuge. Allerdings ist Erdgas nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, um Öl zu ersetzen – Peak-Gas wird schon 2025 erwartet. Darüber hinaus nehmen einige Geologen an, dass Russlands Reserven nicht so groß sind wie angegeben.

  • Methanhydrat besteht aus Methan, das unter erhöhtem Druck und niedrigen Temperaturen als feste Einlagerungsverbindung in Wasser vorkommt. Methanhydrate wurden zunächst als Störfaktor in Gaspipelines und Hindernis bei Erdölbohrungen entdeckt. Natürliche Vorkommen von Methanhydrat wurden 1971 im Schwarzen Meer gefunden. Die geschätzten zwölf Billionen Tonnen Methanhydrat allein an den Kontinentalabhängen beinhalten mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle bekannten Erdöl-, Erdgas– und Kohlevorräte der Welt. Es gibt wegen großen technischen Schwierigkeiten noch keinen Abbau im großtechnischen Stil, es wird aber intensiv geforscht und exploriert.

 

Kernfusion und Wasserstoff

Die Kernfusion kann Strom oder Prozess-Wärme und daraus dann Wasserstoff bzw. Methan oder Methanol erzeugen. Allerdings nehmen selbst Optimisten an, dass bis zur technischen Nutzung noch etwa 50 Jahre vergehen werden. Die sich im Moment abzeichnende Treibstoffproblematik kann über Kernfusion nicht gelöst werden.

Erneuerbare Energien

Hauptartikel: Erneuerbare Energien

Diejenigen Energieformen, die nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich sind, werden erneuerbare Energien genannt. Der größte Teil von ihnen entsteht direkt oder indirekt durch die Sonneneinstrahlung und -wärme. Zum direkten Ersatz von Erdöl sind vor allem Biomasse und Wasserstoff geeignet, weitere erneuerbare Energieformen stellen vor allem Strom und Prozesswärme her.

  • Unter Biomasse fallen alle diejenigen Energieformen, die unmittelbar aus überwiegend pflanzlichen , aber auch tierischen Stoffen gewonnen werden: Hierzu gehören u. a. Ethanol (gewonnen aus Getreide, Zuckerpflanzen oder Holz), Pflanzenöle und synthetische Kraftstoffe wie Sunfuel aus Biomasse. Beim Anbau von Biomasse zur Energieerzeugung gilt es zu beachten, dass die Landwirtschaft, auch in großem Maße auf Erdöl als Energiequelle beruht. Die Gesamtenergiebilanz von Pflanzenölen als Alternative wird unterschiedlich bewertet: Sowohl Düngung als auch großflächiger Anbau sind energieaufwändig und mit allen Problemen von Monokulturen behaftet. Andererseits entfällt der Energieaufwand für lange Transportwege und für die Verarbeitung in Raffinerien, da Pflanzenöle ohne weitere Verarbeitung genutzt werden können. Die Herstellung von BtL-Kraftstoffen (Biomass to Liquid) wie Sunfuel ist auf externe Energiequellen angewiesen. Dabei muss die meiste Energie für den Umformprozess (Dampf und elektrische Energie) aufgewendet werden (siehe Bio-Ethanol). Energieeinsparungen werden durch lokale, den Pflanzensorten der Region angepasste Raffinerien erwartet, da Transportwege verringert werden. Steigende Nachfrage nach aus Biomasse hergestellten Energieträgern zusammen mit Nachfrage nach aus Biomasse gewonnenen Nahrungsmitteln führt bereits heute zu Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln.

  • Wasserstoff kann per Elektrolyse, via Biomasse-Vergasung und auf anderen Wegen hergestellt werden. Der Wirkungsgrad bei der Elektrolyse beträgt ca. 75 %. Eine Verflüssigung von Wasserstoff ist mit weiteren 20 % an Verlusten behaftet. Die Energiedichte des flüssigen Wasserstoffs beträgt im Vergleich zu Benzin nur etwa 1/4, wodurch die Tanks ein sehr großes Volumen aufweisen müssten. Ein Kubikmeter flüssiger Wasserstoff wiegt gerade einmal 70 kg. Der Wirkungsgrad vom Strom bis zur Bewegungsenergie liegt bei etwa 25 %. Möchte man das Energieäquivalent eines Fasses Erdöl mit Windstrom (9 Cent/kWh) als flüssigen Wasserstoff herstellen, so entspräche dies einem Preis pro Fass von 304 $. In Deutschland kostet allerdings ein Fass Benzin mit Steuern sogar 325 $. Die wirtschaftlich interessantere Möglichkeit zur Wasserstoffherstellung ist die Vergasung von Biomasse (es existieren verschiedene Verfahren). (Siehe auch Wasserstoffwirtschaft)

  • Methan und Methanolwirtschaft. Die Methanolwirtschaft ist eine hypothetische, zukünftige Energiewirtschaft, in der Methanol Fossilienbrennstoffe als sekundären Energieträger ersetzen soll. Diese bietet sich alternativ zu den ebenfalls propagierten Modellen einer Wasserstoff- oder Ethanolwirtschaft (Biokraftstoff) an. 2005 veröffentlichte Nobelpreisträger George A. Olah sein Buch „Beyond Oil and Gas: The Methanol Economy“ in dem Chancen und Möglichkeiten der Methanolwirtschaft diskutiert werden. Er verzeichnet Argumente gegen die Wasserstoffwirtschaft und erläutert Möglichkeiten der Erzeugung des Methanols aus Kohlendioxid oder Methan.

  • Wasserkraft wird seit mehr als 100 Jahren zur Elektrizitätsgewinnung verwendet. In Deutschland ist die Mehrzahl geeigneter Stauseen (Rurtalsperre) schon angelegt. Zusätzliche Ausbaukapazitäten bestehen im bereich von Kleinkraftwerken. In Entwicklungs und Schwellenländern spielt der Ausbau der Wasserenergie nach wie vor eine große Rolle, auch mit umstrittenen Großprojekten. Das gesamte Wasserkraftpotenzial in Deutschland beträgt etwa 26 TWh/a, was derzeit ca. 5 % des deutschen Stromverbrauchs entspricht. Derzeit werden etwa 20 TWh Wasserkraftstrom pro Jahr erzeugt. Eine großtechnische Utopie der 20er Jahre plante einen riesigen Damm zwischen Gibraltar und dem Atlantik Atlantropa) um den postulierten großen künftigen Energieverbrauch zu decken. Die Relevanz als großtechnische Utopie wurde allerdings in den 50ern durch die Atomenergie übernommen.

  • Windenergie erzeugte im Jahre 2005 ca. 6,7 Prozent des deutschen Stroms. Geplante Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee stellen ein weiteres Ausbaupotenzial dar. Hinzu kommt, dass die an Land gebauten Anlagen in der Leistungsklasse von 0,5 bis 6 Megawatt (MW) liegen. Die für den Offshore-Einsatz vorgesehenen Anlagen der „neuen“ Generation (z. B. Enercon, Repower) hingegen erzeugen 5 – 6 MW je Windkraftanlage. So könnten bereits zwei bis drei große Offshore-Parks (mehr als 200 Anlagen) mehr und konstanteren Strom produzieren als alle Onshore-Anlagen Deutschlands zusammen.

  • Fotovoltaik gewinnt weltweit stark an Bedeutung, da sie die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit durchbricht. Der frühere Siliziummangel scheint überwunden. Gewöhnlicher Quarzsand ist zwar nahezu unerschöpflich vorhanden. Wegen des großen Reinigungsaufwands werden zur Herstellung von hochreinem Silizium für Solarzellen und Halbleiter bevorzugt Reinstsande verwendet, ein durchaus preislich knapper und begehrter Rohstoff. Solarmodule können mittlerweile für 2000 €/kWp in Massen hergestellt werden. Theoretisch ließe sich bei einem Wirkungsgrad von 16 % der Weltenergiebedarf (nicht Weltstrombedarf, der nur etwa 17 % davon ausmacht) mit einer Fläche von 650 km x 650 km in der Sahara bzw. 1100 km x 1100 km in unseren Breiten decken. Um den Primärenergiebedarf Deutschlands zu decken, würde dort eine Fläche von 213 km x 213 km gebraucht. Dies entspricht 12,7 % der Landesfläche oder 26 % der Agrarflächen. Der Strombedarf Deutschlands könnte mit 76 km x 76 km Solarzellen alleine gedeckt werden. Dies entspricht 1,6 % der Landesfläche bzw. weniger als alle verfügbaren Dachflächen. Auf Hawaii und anderen sonnenreichen Inseln ist die Photovoltaik bereits heute günstiger als aus Dieselgeneratoren hergestellter Netzstrom. Solarzellen eignen sich außerdem gut für Kleinstkraftwerke und Insellösungen.

  • Meeresenergie in Form der Gezeiten lassen sich durch Gezeitenkraftwerke nur an wenigen Orten nutzen. Meereswärmekraftwerke wurden bislang nur als kleine Versuchsanlagen realisiert; die Nutzleistung ist im Vergleich zu den Konstruktionskosten erheblich. Die ersten Wellenkraftwerke sind in der Probephase. Hier wird die Wellenenergie in mechanische Energie umgewandelt, welche dann einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. In Planung ist ebenfalls ein erster Prototyp eines Osmosekraftwerks.

  • Geothermie nutzende Heizkraftwerke könnten theoretisch in Deutschland mittelfristig etwa die Hälfte des nationalen Energiebedarfes abdecken.

Globale einseitig technologiebasierte Szenarien werden auch kritisch betrachtet. Zum einen bestehe die Gefahr einer undemokratischen und regional Unterschieden nicht angepaßten technokratischen Utopie. Desweiteren würde die Relevanz von Rohstoffen, nicht nur des Öls für historische und gesellschaftliche Zustände überschätzt. Die derzeitige Informationsgesellschaft benötigt dennoch mehr Stein, Bronze, Kohle und Stahl als in den jeweiligen nach Rohstoffen benannten Zeitaltern.

Energiesparen

Energieeinsparung Eine Möglichkeit, das Ende des Ölzeitalters nach hinten zu verschieben, ist, den Verbrauch einzuschränken. Prinzipiell kann dies durch Verringern des Energiebedarfs (bsp. Heizung in nicht genutzten Räumen abstellen) oder durch eine Erhöhung der Energieeffizienz (bsp. Energiesparlampe, Wärmerückgewinnung) geschehen. Nach Jevons’ Paradoxon ist allerdings nicht mit einer Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs zu rechnen, da Effizienzgewinne eine vermehrte Nachfrage auslösen.

Quelle: Wikipedia